Die Feier des Vollbrachten

Seit zwei Jahren erstrahlt der Gründungsbau der Hamburger Kunsthalle in altem Glanz. Jetzt ist ein Buch erscheinen, das die Restaurierung dokumentiert – herausgegeben von der IMPF, der Firma, die die Arbeiten durchgeführt hat

Die Hamburger Kunsthalle hat das Problem, dass man sie immer von hinten betritt und auch das nur über einen Seiteneingang. Das hat zu dem seltsamen Ergebnis geführt, dass fast nichts vom Museum so wenig beachtet wird, wie seine Fassade. Sie ist auf die Lombardsbrücke ausgerichtet, aber von dort sieht man sie nicht, weil sie die Galerie der Gegenwart verdeckt. Man müsste schon das Podest zwischen den beiden Gebäuden erklimmen, um den Gründungsbau angemessen in den Blick zu bekommen, aber wer macht das schon? Da oben ist reinstes Niemandsland, nichts als verschlossene Türen und an den Seiten brandet Schienen- und Autoverkehr. Man ist deshalb angenehm überrascht, wenn man den Band „Hinter der Kunst“ über die Sanierung der Hamburger Kunsthalle aufschlägt: Doppelseitig abgedruckt prangt dort der rotschimmernde Bau unter blauen Himmel und wirkt mit seinem Backsteinmuster fast verspielt.

Herausgegeben und gestaltet hat das Buch die IMPF Hamburgische Immobilien Management Gesellschaft, die vor zwei Jahren den neoklassizistischen Gründungsbau der Kunsthalle restauriert hatte. Und so lässt sich das Buch wie ein Werbebroschüre durchblättern- und lesen. Im Editorial preist der Geschäftsführer der IMPF deren „Erfahrungen im Umgang mit historischer Bausubstanz“; Kultursenatorin Karin von Welck bescheinigt der IMPF mit der Restaurierung eine „Meisterleistung vollbracht“ zu haben; Hubertus Gassner wird in einem Interview eingangs die Frage gestellt, ob er mit dem Ergebnis der Sanierung zufrieden sei. Die überraschende Antwort: es war für den seinerzeit neuen Kunsthallendirektor eine kostbare „Morgengabe“.

Nach zwei informationslastigen Texten über die Sammlung des Museums und die Geschichte des Gebäudes wird dann die Sanierung der Fassade und der Innenräume mit vielen Fotos und beigestelltem Text aufgearbeitet. Die letzten Seiten des Buches resümieren das Management: Ein paar Zahlen werden genannt, und schließlich die Frage beantwortet, wie die IMPF das alles hat wuppen können, „ohne jede Kostenüberschreitung und im geplanten Kostenrahmen“.

Komisch, wie hier der Normalfall verklärt wird. Und komisch, dass dafür ein Buch herhalten muss, das nicht im Foyer der Firma zum Mitnehmen ausliegt, sondern für sagenhafte 24,90 Euro über den Buchhandel vertrieben wird. So teuer kann dem Leser eine PR-Aktion zu stehen kommen. MAXIMILIAN PROBST