klagenfurt etc.
: Bachmannpreis jetzt verdichtet

Der Wetterdienst sagt Regen voraus. Das ist insofern natürlich schade, als das Baden im Wörthersee zu den größten Vergnügen gehört, die der deutschsprachige Literaturbetrieb zu bieten hat. Selbstverständlich fährt man auch wegen der Lesungen zum Bachmannpreis nach Klagenfurt; aber das Bekenntnis ist durchaus angebracht, dass die Aussicht auf die obligatorischen Fahrradfahrten zum See während der Mittagpause oder am Abend der Vorfreude nicht im Wege steht. Erst Fische gucken beim Baden im See, dann im Restaurant am See einen Fisch essen – wahrscheinlich würden viel weniger freundschaftliche Beziehungen geknüpft zwischen Schriftstellern, Kritikern, Verlegern und Presseabteilungen, würde dieses eingespielte Begleitprogramm diesmal regenbedingt ins Wasser fallen.

Allerdings wurde allen Beteiligten dieses Jahr sowieso ein strafferer Ablauf verordnet. Der Fernsehsender 3sat, der diese Tage der deutschsprachigen Literatur wieder vollständig überträgt, hat auf Verdichtung gedrängt. Also gibt es zwei Juroren weniger und nur 14 statt wie zuletzt 18 Lesungen. Heute Abend ist die Eröffnung, morgen und übermorgen finden die Lesungen sowie anschließende Diskussionen statt. Die Preise, den sich die Schriftsteller dann auf die Buchcover pappen können, werden gleich noch am Samstagabend verliehen und nicht wie bisher üblich am Sonntagvormittag. So hat die Jury eine Nacht weniger Zeit, sich in die Haare zu kriegen. Aber mit Iris Radisch und Karl Corino sind die zentralen Streitsubjekte des vergangenen Jahres sowieso nicht mehr dabei. An die Stelle von Iris Radisch tritt Burkhard Spinnen als Vorsitzender der Jury.

Bei den Lesungen antreten wird eine bunt gemischte Autorenschar von A wie Martin von Arndt bis Z wie Ulf Erdmann Ziegler. Ziegler, geboren 1959, ist der Älteste, Clemens J. Setz, geboren 1982, der Jüngste. Acht Männer, sechs Frauen. Einige Namen sind darunter, die man aus den Buchhandlungen oder den Besprechungsseiten kennt: Heike Geißler zum Beispiel, Markus Orths, Tilman Rammstedt oder Anette Selg. Knapp die Hälfte der TeilnehmerInnen lebt mal wieder in Berlin, der Rest über den gesamten deutschsprachigen Raum verteilt. Allerdings scheint die österreichische Literatur, nur zwei Teilnehmer (neben Clemens J. Seitz noch Angelika Reitzer), ebenso zu schwächeln wie die Schweizer: nur einen Teilnehmer, Pedro Lenz. Wie sich das alles auf das Schwimmverhalten der Autoren auswirkt, ist noch nicht bekannt. DIRK KNIPPHALS