Schumann, immerzu

Klage, bis du schläfst

„Nicht schon wieder! Ist ja nicht zum Aushalten mit dem. Wenn es denn wenigstens schön wäre! Wenn der doch da zumindest ein bisschen Gefühl reinlegen könnte. Müsste ja nicht viel sein, bloß bitte nicht andauernd so hölzern!“

„Wenn Schumann das hören könnte, der würde sich die Ohren, ach was sag ich, wahrscheinlich würde er sofort aus der Wohnung stürzen, Treppenhaus rauf und dem Kerl das Klavier wegnehmen. Jawohl, konfiszieren würd er’s! Auf der Stelle. Dafür hat der Schumann die Kinderszenen sicher nicht geschrieben! Dass so ein Trampel hergeht und ein? ein? ein dermaßen hölzernes Inferno draus macht.“

Kopfschütteln, das nicht mehr aufhören will.

„Ja, Himmel noch mal, was macht denn der da oben? Spielt der mit den Fäusten? Oder den Ellbogen? Was ist denn? Jetzt hör dir das an. Die Träumerei. Jetzt probiert er den Teil auch noch. Bee! Du musst ein Beee spielen, kein Haa! Das ist ja der reinste Albtraum, den der da draus macht. Kein Kind könnte bei dem Lärm schlafen, geschweige denn was Schönes träumen. Albträume bekämen die Kinder! Jawohl. Und was für welche. Hab ich nicht recht, Hilde?“

„Mensch, Hilde, sag doch auch mal was, warum sagst ’n du nichts?“

„Hilde?“

„Jetzt ist die eingeschlafen. Das glaub ich einfach nicht. Bei dem Lärm. Wie kann man denn bei dem Lärm einschlafen.“

Pause.

„Wenn das der Schumann wüsste. Dass jemand bei so einer dermaßen verhunzten Interpretation tatsächlich einschläft. Sofort das Sofa wegnehmen würde er demjenigen, jawohl, konfiszieren würd er’s, auf der Stelle! Samt dem Klavier.“

JOCHEN WEEBER