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: „Superhero Movie“

Der wunderbare Clip, in dem ein Tom-Cruise-Lookalike eine beängstigend ähnliche Parodie auf den irren Scientologen hinlegt, läuft schon seit Monaten bei YouTube heiß. Dass dieser Spoof aus der David-Zucker-Produktion „Superhero Movie“ stammt, ist dabei eigentlich nebensächlich: Er würde sich in jedem Comedyzusammenhang prima machen und hat mit dem durch einen Libellenbiss erstarkten Helden „Dragonfly“ kaum etwas zu tun.

Das ist das Problem bei Filmen, die Bat-, Spider- oder X-Men veräppeln. Denn eine Genreparodie lässt sich, wie bei der so erfolgreichen wie dümmlichen, ebenfalls von David Zucker produzierten „Scary Movie“-Serie zu sehen, leicht herstellen, sogar ohne einen Funken Inspiration außer der Idee an sich: Man dreht immer wieder an den gleichen, pubertär-gackerigen Witzschrauben, lässt den Helden gegen die Wand klatschen, anstatt über sie hinwegzufliegen, parodiert Promis oder lässt jemanden auf den Eiern eines anderen knien. Dass man sich ab und an tatsächlich schieflacht, ist bei der exorbitanten Gagdichte klar. Doch eigentlich ist der alberne Umgang mit dem Thema ein Rückschritt: Jeder Witz im ersten Spidermanfilm mit Tobey Maguire als unwilligem Schuljungen ist schlagkräftiger, und auch George Clooney als nippelerektierter und gummiverdichteter Batman, der „It’s the car. Chicks like the car“ murmelt, um sich zu erklären, wieso die Frauen auf ihn fliegen, ist im jeweilig ernsten Zusammenhang besser.

Filme, in denen Helden und Heldinnen superrealistische Kräfte haben und sie je nach Gesinnung zum Retten oder Umhauen von Menschen einsetzen, sind im besten Fall naiv-spannende, in jedem Fall aber fantastische Abhandlungen zu den alten filmischen Lieblingssujets Angst, Einsamkeit, Rache und Liebe. Eine Genreverarsche als Abhandlung der Abhandlung bleibt also immer hinter der Idee zurück. Bei den Horrorfilmen dieses Kalibers macht das weniger aus, denn schon bei den Originalen löst sich die aufgestaute Angst der gern gruppenweise guckenden Pickelteenies oft in Lachen auf, und das bewusst übertriebene Blut- und Hirnmasse-Gespritze produziert ohnehin meist keinen Schrecken, sondern ein subjektives, kindliches Gefühl von Tapferkeit, weil man den Ekel überwindet. Eine Parodie auf Superheldenfilme ist nicht mehr nötig, seit das Genre über den sonnig-spießigen Superman I hinausgewachsen ist und sich mit Superman III (vom Komödienexperten Richard Lester) ohnehin längst kräftig selbst ironisiert hat. Wer Muße, zu gute Laune und zu viel gekifft hat, wird „Superhero Movie“ natürlich trotzdem kichernd weggucken. Die anderen warten auf „The Dark Knight“, den sechsten, dunkelsten Batman-Film. Und der Rest mag halt keine Comics.

JENNI ZYLKA

„Superhero Movie“. Regie: Craig Mazin. Mit Drake Bell, Sara Paxton u. a. USA 2008, 85 Min.