Spassbremse: Hamburg stinkt ab

Weil Hamburg Umwelthauptstadt wird, sagt der Senat die Harley-Days ab - und vollzieht damit eine Abkehr von seiner Politik, die Stadt als Eventmetropole zu positionieren. Die taz nord verrät, was noch alles kommt.

Müssen wohl bald weg: Die Harley-Days Bild: dpa

Richtig amtlich ist es noch nicht, aber es sieht doch ganz danach aus, als würde Hamburg sich von einem seiner Großevents trennen: den Harley-Days. Die offenbar für das Spektakel zuständige Kulturbehörde begründete den Schritt mit der Wahl Hamburgs zur Europäischen Umwelthauptstadt 2011. Die Harley-Days könnten vor diesem Hintergrund "erhebliche politische Diskussionen auslösen", hieß es.

Fünf Sommer hintereinander waren tausende schwere Motorräder durch die Stadt gedröhnt, eine halbe Million Besucher sollen bei den Harley-Days in Hamburg Geld ausgegeben haben. Im Hamburger Abendblatt, das als Erstes mit der Nachricht herausrückte, beweinten Handelskammer, Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Stadt-Marketing die "solvente Zielgruppe", die verloren gehe.

Womöglich markiert die Entscheidung des Senats, die laut Kulturbehörde einstimmig gefallen sein soll, eine Neuausrichtung der "Marke Hamburg": Es reicht nicht mehr, dass ein Event Besucher anzieht. Vielmehr muss das Event zum Leitbild passen - und dazu gehört nun mal, Schwarz-Grün sei Dank, die Stadt als "Green Capital".

Wie ernst es der Senat mit dieser Neuausrichtung nimmt, wird man nach 2011 sehen - die Absage an die Harley-Freunde bezog sich erst mal auf dieses und das kommende Jahr. Überraschend ist die Absage aber auf jeden Fall. Jahrzehntelang war das Geld, das in der Stadt liegenbleibt, die ultima ratio der örtlichen Politik. "Hamburg verschenkt Geld!" war eine undenkbare Schlagzeile. Doch genau das ist soeben passiert.

Schon gehen Ängste in der Stadt um, dass auch der traditionsreiche Motorradgottesdienst abgesagt werden könnte, zu dem 2009 sogar 20.000 Motorräder auffuhren - doppelt so viele wie bei den Harley-Days. Der Vorsitzende des Motorradgottesdienst-Vereins, Peter Schulze, begann sich am Dienstag bereits öffentlich zu rechtfertigen: seit Jahren würden die Motorrad-Gottesdienst-Veranstalter "ökologische Aspekte berücksichtigen". 500 Helfer machten danach sofort wieder sauber, die Höchstgeschwindigkeit beim Korso durch die Stadt betrage 30 Stundenkilometer.

Ein "erhöhtes Verkehrsaufkommen" konnte er freilich nicht leugnen. Im Zeichen des Leitbilds "European Green Capital" steigt der Rechtfertigungsdruck auf die Hamburger Events, ihre ökologische Korrektheit nachzuweisen:

Was ist mit dem Einlauf von Kreuzfahrtschiffen wie der "Queen Mary II"? Fragte man die Passagiere, könnte man sich den Schiffsdiesel für die Fahrt nach Hamburg sparen - nach Zeitungsberichten jetten die meisten sofort weiter nach Berlin, Hamburg selbst interessiert nur am Rande.

Auch schlecht: Großveranstaltungen wie der "Schlagermove" auf der Reeperbahn. Vermüllen ganze Straßenstriche, die letzten lebenden Innenstadtbäume werden zugepinkelt und/oder in Bier ertränkt.

Verkehrschaos bei den Heimspielen des HSV, wenn die Fans aus den Vororten im Stau stehen - und dann auch noch die Rasenheizung im Stadion!

Musicalstandort Hamburg: Anreise erfolgt oft in Reisegruppen per Bus, schlechter CO2-Footprint.

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