Phnom Penh staunt über Detlev Buck

Eine Woche nach der Premiere im Cine Lux diskutieren wir über den Film

Einige der kambodschanischen Statisten, mit denen Detlev Buck „Same Same But Different“ gedreht hat, sind Studenten am Department of Media and Communication an der Königlichen Universität von Phnom Penh, wo ich zurzeit unterrichte. Eine Woche nach der Premiere im Cine Lux sitzen wir im Seminarraum und diskutieren über den Film. Besonders begeistert ist keiner der Studenten. Vor allem die Tatsache, dass die weibliche Hauptrolle – ein Bargirl, in das sich ein deutscher Rucksacktourist verliebt – von der Thailänderin Apinya Sakuljaroensuk gespielt wird, hat alle geärgert. Viele Kambodschaner pflegen eine tiefsitzende Abneigung gegen das weitaus höher entwickelte Nachbarland.

Eine Studentin sagt: „Sie sieht überhaupt nicht aus wie eine Kambodschanerin. Für Deutschland mag das gut genug sein, aber in Kambodscha glaubt ihr keiner die Rolle.“ Und in den wenigen Szenen im Film, in denen sie nicht Pidgin-English, sondern Khmer spricht, das sie beim Dreh von großen Zetteln hinter der Kamera ablas, „versteht man sie überhaupt nicht“. Dazu passt dann auch, dass der Titel des Films eine Redensart aus dem Tinglish oder Thai-Englisch ist.

Anders als in anderen Ländern Asiens hält man sich in Kambodscha nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln auf. Meinungsäußerungen haben hier den Vorteil der Klarheit. „Ich verstehe nicht, warum die Ausländer immer nur die negativen Sachen von Kambodscha zeigen“, sagt ein Student. „Es gibt doch hier auch schöne Sachen.“

Dass die Szenen, die in den Straßen Phnom Penhs voller Gewimmel, Verkehrschaos und Kindern in Pyjamas gedreht wurden, authentisch wirken, bestreitet keiner. Auch das Apartmentgebäude, das im Lokaljargon La Building heißt und in dem Sreykeo mit ihrer Familie lebte, „sieht wirklich so aus“, sagt ein Student. Anerkannt wird, dass Buck an Originalschauplätzen gedreht hat und kleinere Rollen mit lokalen Schauspielern und Laien besetzt hat. Aber trotzdem: „Es gibt in Kambodscha auch noch andere Geschichten als die über Armut und Prostitution.“

Und dann ist da noch Detlev Bucks lakonischer Stil, der einem Bedürfnis nach Drama widerspricht: „Das ist so wie in diesen französischen Filmen“, sagt ein Student. „Es wird viel geredet, aber es passiert nicht so besonders viel.“

Chivoin Peou, der an der Universität Medientheorie unterrichtet, findet den Film „für Kambodschaner desorientierend. Da kommen so viele Sache zusammen, einige aus der Gegenwart, andere, die schon lange Vergangenheit sind.“ Besonders missfällt ihm eine Szene, in der die deutschen Touristen mit Panzerfäusten aus der Bürgerkriegszeit herumschießen: „Diese Wildnis mit Landminen und Herumballern ist für mich ein imaginärer Abenteuerspielplatz für den weißen Mann.“

TILMAN BAUMGÄRTEL