UNTERM STRICH

Guido Westerwelle mal in einer ganz populären Rolle: Im Streit zwischen Deutschland und Ägypten um die Nofretete haben sich beide Regierungen am Samstag um Entspannung bemüht, und unser FDP-Bundesaußenminister gab sich bei einem Besuch in Kairo überzeugt, dass die mehr als 3.000 Jahre alte Büste die Beziehungen zwischen beiden Ländern nicht beeinträchtigen werde. Ägyptens Außenminister Ahmed Abdul Gheit sagte: „Wir werden zu einem Ausgleich kommen, der für beide Seiten zufriedenstellend ist.“ In jüngster Zeit mehren sich aus Ägypten die Forderungen, dass die Nofretete in ihre ägyptische Heimat zurückgebracht wird. Der ägyptische Antikenchef Zahi Hawass kündigte mehrfach an, dass es demnächst einen offiziellen „Auslieferungsantrag“ geben werde. Gheit verzichtete am Samstag jedoch darauf, einen solchen Anspruch zu erheben. Eine Einigung wäre wirklich ganz schön. Die Nofretete ist das Glanzstück der ägyptischen Sammlung im Neuen Museum Berlin. Nach deutscher Auffassung wurde sie 1913 im Rahmen einer Fundteilung rechtmäßig durch die Deutsche Orientgesellschaft und später durch den preußischen Staat erworben. Westerwelle verwies zudem darauf, dass die Büste nicht zu transportieren sei. Die Büste der Nofretete – Gattin des Pharao Echnaton – war 1912 von dem deutschen Archäologen Ludwig Borchardt mit anderen Fundstücken in Tell al-Amarna ausgegraben worden. Anschließend wurde der Fund in zwei Hälften geteilt, und die Ägypter durften ihren Teil auswählen. Sie entschieden sich gegen die Nofretete. Der heutige Antikenchef Hawass vertritt die Meinung, dass seine Landsleute damals von den Deutschen hinters Licht geführt wurden.