Die Stimmung ist gut

HANF Nach der Parade ist vor der Parade: Anarchie im Rahmen der FDGO, made in Berlin

Dienstagabend im Berliner Hanfmuseum. Die Hanfparadeaktivisten treffen sich zur Nachbesprechung im gemütlichen Café des Hauses. Die Stimmung ist gut; die Parade, zu der drei Tage zuvor etwa 2.000 Leute gekommen waren, war ein schöner Erfolg. Man trinkt Hanftee, manche rauchen Damiana.

Vielleicht sollte man auf der nächsten Parade massenhaft Damiana in Tüten rauchen, um die Polizei zu verwirren, schlägt jemand vor. Das könnte möglicherweise Probleme wegen Vortäuschung einer Straftat mit sich bringen, wendet ein anderer ein. Details werden erörtert; die und die Schrift auf den Transparenten hätte man größer gestalten sollen, der und der Slogan sei vielleicht nicht so gut gewesen, das Thema der Nutzpflanze wollte man wieder mehr in den Vordergrund rücken – mit Hanfbepflanzungen könnte man etwa auch kommenden Hochwassern besser entgegentreten.

Rechtslage für Touristen

Da es unter den 23, die auf der Parade wegen BTM erkennungsdienstlich behandelt wurden, einige Touristen gab, überlegt man, nächstes Mal auch in englischsprachigen Flugblättern auf die bestehende Rechtslage aufmerksam zu machen.

B. erzählt, sie hätte auf der Parade extra nicht gekifft, weil’s ja nicht in erster Linie eine Kifferdemo sei; ich gehörte zu denen, die meinten, auf der Parade noch unbedingt ein paar Joints „verhaften“ zu müssen, und hatte wohl deshalb tags darauf in einem Artikel die Fachzeitschrift „grow!“ falsch geschrieben.

Jemand berichtet, dass die Polizei das Plakat der Piratenpartei mit dem Slogan „Anarchie im Rahmen der FDGO“ hatte „verhaften“ wollen und erst davon abließ, als man den Beamten erklärte, was „FDGO“ ist. Einige gucken sich Paradefilmchen auf Youtube an. F. erzählt von der australischen Kifferstadt Nimbin, in der es auch eine „Hemp Embassy“ gebe. Ich bin erstaunt darüber, dass es sich bei den roten Dreadlocks des Hanfparadenversammlungsleiters Steffen Geyer nicht um eine Perücke handelt. A. muss noch schnell zu einem drogenpolitischen Treffen, D. macht sich Gedanken über die anstehende lange Nacht der Museen.

Eine 57-jährige Friedensaktivistin erklärt begeistert, die diesjährige Hanfparade sei die netteste und sympathischste Demo gewesen, bei der sie je gewesen sei. Ich fand die Parade auch super und verabschiede mich mit hanfigen Grüßen.

DETLEF KUHLBRODT