EINBRUCH
: Wie gewonnen

Einbrecher haben es auch nicht mehr leicht

Tatort „Primo Maggiore“. Am Zaun lehnt der klapprige Mann mit seinem zwanzig Zentimeter hohen Absatz am linken Schuh. Er hinkt, ist ja klar, hat einen ebenso klapprigen Hund und einen Schnurrbart. Er unterhält sich mit einer dicken Frau mit vielen Plastiktüten, die in seinem Haus wohnt: Irgendjemand lässt immer die Haustür offen. „Und was ist? Schickt er seine Kumpel und beklaut uns“, sagt sie. Dann der klapprige Mann: „Komm ich nach Hause. Tür offen, wa? Stehn da zwei in der Ecke und rochen. Sach ich: ‚Macht hier keene Scheiße.‘“ „Und dann räumen sie einem den Keller aus“, sagt sie. Der Dialog zieht sich zwanzig Minuten hin. Inzwischen dürfte der Keller leer geräumt sein. Die dicke Frau: „Also wir ham nen Beesbollschlächer unterm Bett und ne Pistole. Und aufm Fenstersims hamwer Scherben hingemacht.“ Puuh, denke ich, Einbrecher haben es aber auch nicht mehr leicht.

Dann hält mir ein alter Türke einen goldenen Ring hin und sagt: „Zwanzisch Euro.“ Fairer Deal, denke ich und gebe ihm die zwanzisch Euro.

Am nächsten Morgen im Bett. Hier ist es schön, hier rühre ich mich nicht vom Fleck, denke ich, auch als es leise raschelt und schabt. Och nö, hab jetzt keine Lust und döse weiter. Wieder raschelt es. Jetzt riskiere doch einen Blick. Ein junger Mann mit Kapuzenmütze steht direkt neben meinem Bett, ist – wuuusch – wie ein geölter Blitz mit drei Schritten beim Fenster und springt raus. Erdgeschoss. Alles geht so schnell, dass ich nicht mal Zeit habe, ordentlich zu erschrecken. Und jetzt, wo er wieder weg ist, kann ich genauso gut weiterdösen.

Später ärgere ich mich ein wenig über die Spuren aus feuchter Gartenerde auf meinem Teppich. Den dicken türkischen Goldring hat er auch mitgehen lassen. Hatte der ein Glück, dass er nicht bei der dicken Frau eingestiegen ist. KLAUS BITTERMANN