Kossert, ein Aufklärer, kein Rechtsausleger

Das hat Andreas Kossert nicht verdient: Als „Rechtsausleger“ mit „deutschnationaler Grundierung“ wurde der Historiker am Montag in der taz auf Seite 16 bezeichnet. Es ging um die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, bei der Kossert als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt ist und die nicht mit den Vertriebenenorganisationen um Erika Steinbach zu verwechseln ist.

Tatsächlich hat sich Kossert in seiner Forschung nicht mit Vertriebenfunktionären umgeben, sondern sich mit diesen angelegt. Er ist ein Aufklärer. Sein Buch „Ostpreußen“ beispielsweise betreibt eben keine volkstümelnde konservativ-reaktionäre Heimatpflege, es räumt mit dem Mythen der heimatvertriebenen Funktionäre gründlich auf. Von der angeblich „jahrhundertealten deutschen Schicksalsgemeinschaft“ in Ostpreußen bleibt dank Kosserts Forschungen nichts übrig, weist er doch nach, dass um Königsberg nicht nur Deutsch, sondern auch Litauisch, Masurisch und Polnisch Alltagssprachen waren, die Eindeutschung der Minderheiten so richtig erst nach der Reichsgründung 1871 begann und unter der Naziherrschaft abgeschlossen wurde.

Nicht zuletzt ist es Kossert zu verdanken, dass das Massaker an Juden im ostpreußischen Palmnicken im Januar 1945 erst wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt ist. Damals wurden etwa 3.000 Menschen auf dem Eis des zugefrorenen Meeres von der SS gnadenlos abgeknallt. KLH