Fluch der Karibik IV: Der den Mund nicht halten kann

Johnny Depp quasselt, selbst bei allen Stunts: Folge IV der "Pirates of the Caribbean" ist ein überlanges Abenteuer mit anarchischem Witz.

Kultfigur: Johnny Depp als Captain Jack Sparrow (rechts). Bild: disney enterprises

Wenn Filme in Serie gehen, und vor allem, wenn sie das so erfolgreich tun wie "Pirates of the Caribbean", dann spricht man heutzutage von einem Franchise.

Damit ist ursprünglich ein Geschäftsmodell gemeint, das auf starke Markenidentität bei ausgelagertem Investitionsrisiko setzt. Zumindest der erstere Faktor spielt auch bei "Pirates of the Caribbean" eine Rolle, wo Johnny Depp als Jack Sparrow nun schon zum vierten Mal einen profund illoyalen Helden spielt, der sich in den Geburtsjahren der Moderne auf den offenen Weltmeeren ebenso locker herumtreibt, wie er in London die Höfe und Gassen unsicher macht.

In London beginnt der vierte Teil "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" mit einem Prozess gegen den berühmten Freibeuter, der sich aber auch hier den Häschern entzieht und bald wieder auf einem Schiff unterwegs ist. Die zentrale Plot-Idee dieser Fortsetzung ist von flagranter allegorischer Kraft: England, Spanien und Sparrow suchen in den "stranger tides" nach einem Jungbrunnen, den man allerdings nur nutzen kann, wenn man Tränen von Meerjungfrauen zur Verfügung hat.

Und nach einem solchen Brunnen suchen selbstverständlich auch die Betreiber erfolgreicher Franchises, denen ja an nichts mehr gelegen ist als daran, dass am Ende eines Films (oder eines Hamburgers) alles genau so ist wie am Anfang, mal ein vages momentanes Sättigungsgefühl ausgenommen.

Die besten Momente dieses überlangen Abenteuers sind diejenigen, in denen sich in dem ganzen Aufwand mit exotischen Kulissen, wenig tiefenscharfem 3-D und wild bramarbasierenden Kapitänen (neben Sparrow dessen bewährter Antipode Barbossa sowie als dritter im Bunde der imposante Blackbeard, gespielt von Ian McShane, den man aus der Serie "Deadwood" kennen sollte) ein bisschen anarchischer Witz durchsetzt - zum Beispiel dort, wo Depp so an eine Palme gefesselt ist, dass er den Stamm hochkraxeln muss, um oben freizukommen.

Dass er bei seinen Stunts nie den Mund halten kann, gehört zur Figur - und zu der postmodernen Themenparkdistanz, die das ganze Franchise zu den klassischen "Swashbuckler"-Filmen unterhält. "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" ist für die Serie nicht gerade ein Jungbrunnen. Sie benötigt einen solchen aber auch gar nicht - die zentralen Bestandteile sind gut intakt und rüstig, der Markenkern noch zu stark, als dass jetzt schon gröbere Ausbesserungsarbeiten nötig sind. Man kann sich gerade ein wenig treiben lassen.

"Pirates of the Caribbean". Regie: Rob Marshall. Mit Johnny Depp, Ian McShane u. a. USA 2011, 135 Min.

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