Ursprung der Kunst

PHILOSOPHIE Heute beginnt mit Robert B. Pippin die diesjährige Frankfurter Adorno-Vorlesungsreihe

Seit 2002 veranstaltet das Frankfurter Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich die Adorno-Vorlesungen. An drei aufeinander folgenden Abenden referiert ein renommierter Wissenschaftler in Erinnerung an das fachübergreifende Werk Adornos zu einem Thema aus der Philosophie, den Sozialwissenschaften oder der Literatur- und Kunstwissenschaft. Bisher bestritten unter anderem die Philosophin Judith Butler, der Kunsthistoriker Horst Bredekamp, der Philosoph Quentin Skinner und der Soziologe Claus Offe die immer gut besuchten Adorno-Vorlesungen.

In diesem Jahr wird der US-amerikanische Philosoph Robert B. Pippin ab dem 6. Juni drei Vorlesungen halten zum Thema „Kunst als Philosophie“. Pippin wird darin einige Etappen in der Entwicklung der ästhetischen Theoriebildung von Hegel über die Junghegelianer bis zu Heideggers Abhandlung über den „Ursprung der Kunst“ rekonstruieren.

Wie Adorno arbeitet auch Pippin häufig an interdisziplinären Themen. In der zweiten Frankfurter Vorlesung wird er sich mit den Manet-Interpretationen amerikanischer Kunsthistoriker beschäftigen. Vor einem Jahr veröffentlichte er eine Studie über „Hollywood Westerns and the American Myth“. Darin verweist er auf die eminente Bedeutung der Filme von Howard Hawks und John Ford für politische Philosophie in Amerika im Allgemeinen und die Gründungsgeschichten und -mythen im Besonderen.

Der 1948 in Portsmouth (Virginia) geborene Robert B. Pippin, der heute in Chicago lehrt, gilt weltweit als ausgewiesener Kenner des deutschen Idealismus und insbesondere der Philosophie Hegels. Er schrieb mehrere Bücher über Hegel, die jedoch nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Mit zwei Büchern – „Moral und Moderne. Die Welt von Henry James“ (2004) und „Die Verwirklichung der Freiheit. Idealismus als Diskurs der Moderne“ (2005) – wurde er auch in Deutschland bekannt. Einen Schwerpunkt in Pippins Frankfurter Vorlesungen bildet der Versuch, den Ort und die Stellung der Kunst in der Moderne präzise zu bestimmen. Damit beschäftigte sich der Philosophiehistoriker schon 2007. Damals hielt er in Jena den viel beachteten Festvortrag zum 200. Jahrestag des Erscheinens von Hegels „Phänomenologie des Geistes“ – dem grundlegenden Buch für den „philosophischen Diskurs“ und die „selbstkritische Vergewisserung der Moderne“ (Jürgen Habermas). Ab Mitte Juni übernimmt Pippin die 2009 erstmals eingerichtete Schiller-Professur im Forschungszentrum „Laboratorium der Aufklärung“ an der Universität Jena. RUDOLF WALTHER