Frauenrechtlerinnen im Visier

REPRESSION IM IRAN Maryam Majd, die die Fußball-WM der Frauen fotografieren wollte, und die Filmemacherin Mahnas Mohammadi wurden festgenommen

Maryam Majd ist Mitgründerin einer Kampagne für den Zugang von Frauen in die Stadien

Die iranische Sportfotografin Maryam Majd ist seit Freitag verschwunden. Die ehemalige deutsche Fußballspielerin Petra Landers hatte Majd nach Deutschland eingeladen, um die Spielerinnen bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen fotografisch zu begleiten und danach ein Buch über das Turnier herauszubringen. Doch sie wartete vergeblich auf die Ankunft von Majd auf dem Düsseldorfer Flughafen. „Ich weiß nicht, was geschehen ist, ich habe keine Verbindung zu ihr, meine Anrufe werden nicht abgenommen, meine Mails kommen nicht an“, sagte Landers.

Sie wand sich an Amnesty International, an das Auswärtige Amt, an die iranische Botschaft, konnte jedoch über den Verbleib der Fotoreporterin keine Auskunft bekommen. Indes gab das iranische „Studentenkomitee zur Verteidigung von politischen Gefangenen“ bekannt, dass die Fotoreporterin bereits am vergangenen Donnerstag von Sicherheitsbeamten festgenommen worden sei.

Eine offizielle Bestätigung der Festnahme von Majd liegt bislang nicht vor. Die britische Zeitung Guardian äußerte am Mittwoch die Vermutung, die 25-jährige Fotoreporterin und Menschenrechtlerin sei kurz vor ihrem Abflug nach Deutschland verhaftet worden. Radio Farda, das aus Prag in persischer Sprache sendet, berichtete, eine Majd nahestehende Person, die nicht genannt werden wollte, habe ihre Festnahme bestätigt. Vier Sicherheitsbeamte hätten am Donnerstagabend das Elternhaus der Fotografin durchsucht und anschließend die Reporterin mitgenommen. Einige Internetdienste, die der Opposition nahestehen, berichten, dass Majd am Donnerstag zu einem ersten Verhör von der Staatsanwaltschaft geladen worden sei.

Maryam Majd arbeitete eine Zeitlang als Fotoreporterin für diverse Zeitungen und die Agentur Isna. Später engagierte sie sich für Frauensport. Sie ist Mitgründerin der Kampagne, die die Aufhebung des Zutrittsverbots für Frauen in den Stadien fordert. In der Islamischen Republik ist Frauen untersagt, sportliche Wettkämpfe der Männer zu besuchen. Was nun die Staatsanwaltschaft Majd vorwirft, ist bislang nicht bekannt.

Eine zweite Festnahme gab es am vergangenen Sonntag. Die Filmemacherin Mahnas Mohammadi wurde am frühen Morgen aus ihrem Haus in Teheran abgeführt, berichtete die der Opposition nahestehende Website „Kalameh“. Die seit Jahren engagierte Frauenrechtlerin wurde schon mehrmals verhaftet, unter anderem 2005 bei einer Protestversammlung der Frauen vor dem Revolutionsgericht. Zuletzt wurde sie 2009 gemeinsam mit dem bekannten Filmemacher Jafar Panahi auf dem Teheraner Friedhof Behescht-e Sahra festgenommen, als sie auf die Gräber der bei den Unruhen getöteten Demonstranten Kränze legen wollten.

Mohammadi widmet ihre Filme fast ausschließlich den Problemen der Frauen in der Islamischen Republik. Vor zwei Jahren veröffentlichte sie gemeinsam mit Rakhschan Banietemad aus Anlass der Präsidentschaftswahlen den Dokumentarfilm „Wir bilden die Hälfte der iranischen Bevölkerung“. Für ihren Film „Frauen ohne Schatten“ erhielt sie mehrere Preise im In- und Ausland.

Offensichtlich gehen nun die Sicherheitskräfte im Iran verstärkt gegen Frauenrechtlerinnen vor. Bereits vor drei Wochen wurden Mansureh Behkisch und Zahra Yazdani verhaftet. Behkisch gehört zu den Müttern der Opfer der Staatsgewalt, die einmal in der Woche im Teheraner Laleh-Park eine Protestversammlung abhalten. Yasdani ist eine engagierte Journalistin, die nun zum dritten Mal innerhalb der letzten zwei Jahre in Haft genommen wurde. Sie befindet sich zurzeit im Hungerstreik.

BAHMAN NIRUMAND