Gelungene Selbstherapie

SINGER/SONGWRITER Auf seinem düsteren Studio-Debüt „The Sparrow and the Crow“ verarbeitete der singende Psychotherapeut William Fitzsimmons die Trennung von seiner Frau. Jetzt präsentiert er sich auf „Gold in the shadow“ wieder ganz geheilt

Vollmundig verkündet William Fitzsimmons auf seiner Internetseite, er sei eine der sonderbarsten Personen, die man je treffen werde. Das ist zwar, was man von einem zünftigen Singer /Songwriter des klassisch-melancholischen Schlages ohnehin erwarten darf; der zauselbärtige Multiinstrumentalist bringt allerdings tatsächlich außergewöhnliche Voraussetzungen mit. Als jüngstes Kind zweier blinder Eltern geboren, gab es zu Hause nämlich umso mehr zu hören: Klaviere, Gitarren, sprechende Vögeln, alte Platten und jede Menge Geschichten. Und wenn Vaters orchestrale Passion nicht gerade die Wände zum Wackeln gebracht hat, gab Mutter Unterricht in Sachen Folk-Musik: James Taylor, Joni Mitchell und natürlich Bob Dylan.

Offensichtlich ein prägendes Umfeld: Was sonst bei den Fitzsimmons zu Hause passiert ist – und vor allem, wie sich das angefühlt hat –, bekommt man jedenfalls in den Songs des jüngsten Sprosses auf eindringliche Weise vermittelt. Aber der hippieeske Barde, der schlagartig bekannt wurde, als zwei seiner Songs in der Mediziner-Serie „Grey’s Anatomy“ verwendet wurden, bringt für seinen Job als musikalischer Seelenklempner in Sachen Schwermut und Traurigkeit noch eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung mit: ein abgeschlossenes Studium und dazu auch noch Berufserfahrung als Psychotherapeut.

Ganz offenbar war ihm eine Praxis aber schnell zu eng. Und der Kreis der Klienten zu klein. Vor sechs Jahren hatte er jedenfalls genug Geld zusammengespart, um seine erste Platte „Until When We Are Ghosts“ aufzunehmen und ein Jahr darauf „Goodnight“, mit der Fitzsimmons endgültig für Aufsehen gesorgt hat. Jetzt ist der singende Therapeut schon mit seinem fünften Album auf Tour. Und hat endlich „Gold in the shadow“ entdeckt. Deutlich gesammelter klingt der Mann nun. Und sieht mitunter sogar die Sonne scheinen. MATT

■ Hamburg: Do, 1. 12., Uebel & Gefährlich; Bielefeld: Fr, 2. 12., Kamp; Hannover: Sa, 3. 12., Faust; Bremen: Fr, 16. 12., Schlachthof