Schön effizient sein

BUCHMESSERN 1 Parallel in Leipzig und Köln

Von heute an müsste man sich als Literaturmensch im Grunde zweiteilen. Weil nicht nur die Leipziger Buchmesse in Leipzig beginnt, sondern in Köln zeitgleich auch das große Lesefestival Lit.Cologne. Eine Parallelgeschichte also. Péter Nádas, um das Stichwort aufzugreifen, tritt in beiden Städten auf – wie so gut wie die gesamte deutsche Autorenschar, die gerade ein Buch raushat.

Christian Kracht zum Beispiel liest heute Abend in Leipzig und in Köln am Samstag. „Ausverkauft!“, so mit Ausrufezeichen, steht schon längst auf der Lit.Cologne-Homepage; war ja aber auch klar. Auch in Leipzig wird Gedränge erwartet, obwohl die allererste Lesung aus dem Buch „Imperium“ vergangene Woche in Zürich, wie den Berichten zu entnehmen war, diskursiv nichts hergab, keinen Kommentar zur Spiegel-Geschichte, zur eigenen Gesinnungsfrage, nichts. Auch in Leipzig wird nichts als eine Buchlesung zu erwarten sein; einige sind dann bestimmt wieder enttäuscht.

Ansonsten bringt der Tag erst einmal die Wahl des Leipziger Buchpreisträgers, und sosehr man diese Veranstaltung auch verteidigt – Literatur-PR muss halt sein –, die Unterzeilen, mit denen die Nachrichtenagenturen ihre Porträts der Kandidaten verschicken, sind schon gruselig. Jens Sparschuh: „Philosoph mit Vorliebe für Ironie“. Wolfgang Herrndorf: „Schreiben gegen den Tod“. Thomas von Steinaecker: „Brillantes Jonglieren zwischen den Genres“. Anna Katharina Hahn: „Dunkle Abgründe hinter glatter Fassade“. Sherko Fatah: „Grenzgänger im Leben und in der Literatur“. Klingt halb nach „Tatort“-Teaser, halb nach Bahn-Magazin-Topstory.

Ansonsten nichts gegen das Bahn-Magazin. Mindestens die Herrndorf-Ankündigung hätte es bestimmt unekliger hingekriegt. Immerhin klingt die Steinaecker-Ankündigung lustig wie: Dazu fällt uns jetzt auch nichts Richtiges ein. Thomas von Steinaecker liest aus seinem Überforderte-Angestellten-Roman übrigens heute in Leipzig, und in Köln am kommenden Montag. Auch der Literaturbetrieb will sich halt in Sachen Effizienzoptimierung nichts vormachen lassen. DIRK KNIPPHALS