Der Soldat im Hundehotel

ROMANZE “The Lucky One - Für immer der Deine“ von Scott Hicks ist die Verfilmung eines Bestsellers von Nicholas Sparks, bei der der deutsche Titel deutlich macht, was man von ihr erwarten kann

VON WILFRIED HIPPEN

Nicholas Sparks bastelt seine Geschichten gerne um ein romantisch aufgeladenes Requisit herum. Oft machen das schon die Titel seiner Bücher wie „Message in a Bottle“ und „The Notebook“ deutlich. Bei „The Lucky One“ ist es ein Glücksbringer: Im Kriegseinsatz im Irak findet ein Marine-Sergant während eines Einsatzes in den Trümmern das Foto einer schönen jungen Frau und weil er sich nach ihm bückt, wird er nicht von einer explodierenden Handgranate getötet. Wieder zuhause begibt er sich auf eine Gralssuche nach der Frau auf dem Foto, durchwandert das ganze Land (was etwa 5 Filmminuten dauert) und findet sie in einem kitschigen Märchenland namens Louisiana.

Sparks hat es gar nicht nötig, dieses extrem unwahrscheinliche Treffen auch nur halbwegs plausibel zu machen, denn seine Geschichten sind romantische Wunschfantasien. Deshalb sind die Männer immer sensible Idealtypen, die (böse gesagt) schöner sind als die Frauen, in die sie sich dann dennoch immer heillos verlieben. Das weibliche Zielpublikum kann sich offensichtlich besser mit einer Protagonistin identifizieren, wenn sie nicht zu sehr strahlt. Julia Roberts oder Scarlett Johansson haben da nichts zu suchen, während Richard Gere und Kevin Costner schon veritable Sparks-Männer abgaben. Ihnen folgt nun Zac Efron als der wahrscheinlich sanftmütigste Marine-Sergant der Filmgeschichte.

Alle Hunde in der Hundepension von Beth (Blythe Danner) mögen ihn, auch deren Großmutter und ihr Sohn sind sofort von dem melancholischen Wanderer mit den weichen Augen begeistert. Nur die Prinzessin selber will noch nicht wachgeküsst werden. Beth hat schlechte Erfahrungen mit Männern gehabt. Ihr erster Ehemann war ein Grobian und macht ihr immer noch das Leben schwer. Als der düstere Dorfsheriff will er dann auch den immer in ein warmes, honigfarbenes Licht getaucht Helden aus der Stadt jagen und es gibt sogar einen kleinen Showdown auf offener Straße mit gezogener Waffer der aber geanu wie die Kriegsszenen am Anfang des Films nicht zu aufregend oder gar gewalttätig inszeniert ist.

Viel dramaturgischen Sog entwickelt dieser Konflikt zwischen dem bösen Exmann und der immer nhm eingeschüchterten Protagonistin nicht. Und nachdem ihr klar wird, dass der schöne fremde Mann von allen Tieren und Kindern geliebt wird, alles reparieren, gut kochen und Klavier spielen kann, beginnt auch Beth sich für ihn zu erwärmen. Der Besitzer des Fotos war ihr Bruder, also gibt es keine Konkurrenz aus dieser Ecke und es fehlt das Hindernis, das die beiden im letzten Akt mit der Kraft ihrer Liebe überwinden müssen, um zueinander zu kommen.

Sparks lässt gerne einen der Sympathieträger sterben, doch diesmal arbeitet er mit einem anderen erzählerischen Trick, der in Hollywood oft verwendet wird und abschätzig „The Idiot Plot“ genannt wird. Er besteht darin, dass ein Konflikt sich nur daraus entwickelt, dass eine Figur einer anderen eine entscheidenden Information verschweigt.

Meist gibt es mindestens eine Szene, in denen ein Satz schon halb gesagt wurde und dann doch nicht über die Lippen kommen will. Hier sagt der Soldat der Hundehotelbesitzerin nicht, dass er das Foto von ihr hat und überall nach ihr gesucht hat. Natürlich erfährt sie es dann von der falschen Seite (der Sheriff sinnt auf Rache für die Demütigung beim Duell) und für den Rest des Film stellt sich die bange Frage, ob sie ihm verzeihen kann. Nicht das Rührselige ist daran so unangenehm, sondern die abgebrühte Berechnung, mit der Sparks und der Regisseur Scott Hicks die melodramatischen Effekte einsetzen.