BESUCH BEI HERTHA
: Enttäuschte Liebe

Immerhin ist der Preetz dann wirklich weg

Letzten Samstag hatte mich schlagartig eine unerklärliche Zuneigung zu Hertha BSC ereilt. Dieser zarte Spross musste gepflegt werden! Also ging ich mit einem Freund zum Relegationsspiel gegen Fortuna Düsseldorf ins Olympiastadion – wo wir seit Jahren nur waren, wenn es galt, Werder Bremen beim Auswärtsspiel zu unterstützen.

Wir sind so pünktlich da, dass wir uns noch Wurst und Bier kaufen können. Als die Aufstellung vorgelesen wird, ist es fast voll. Ich rufe, na ja: spreche die Nachnamen mit. Hey, irgendwie ist das nach elf Jahren ja auch ein wenig meine Stadt. Und einen Verein, den Campino unterstützt, wer wollte den schon in der ersten Liga haben?

Hertha spielt besser. Hertha macht das 1:0. Neuer Spielstand? Hertha: EIIIIIIIIIINS. Düsseldorf: NUUUUUUUULLLL. Etwas schade ist, dass Fangesänge der Düsseldorfer immer nur mit Pfiffen übertönt werden, statt mit Gesängen. Aber jetzt nicht nörgelig werden. Ha-ho-he!

In der zweiten Hälfte fällt dann recht überraschend der Ausgleich. Egal. Weiter! Hinter uns rennt Polizei in den Oberrang. Ein Mann mit Blut im Gesicht wird abgeführt. Etwas mehr als 10 Minuten später macht Düsseldorf das 2:1, per Eigentor. Das Stadion ist still. Die Mannschaft reagiert nicht. Die Hertha-Ostkurve ist nicht mehr vorhanden. Eventuell ein Streik, weil sie Manager Preetz weghaben wollen? Die Fortuna-Fans hüpfen, sie singen „You’ll never walk alone“.

Noch drei Minuten. Die Leute verlassen das Stadion. „Immerhin ist der Preetz dann wirklich weg“, sagt hinter mir jemand. Der Stadionsprecher fordert zum Jubeln auf. Die Ostkurve bleibt stumm. Es ist zum Verzweifeln.

Vorbei. Chancen im Rückspiel: gegen Null. Im Stadion läuft „Bitter Sweet Symphony“. Ich nehme eine von den vielen kleinen Hertha-Fahnen mit, die vorhin noch geschwenkt wurden. Die können meine Katzen jetzt zerfetzen. MICHAEL BRAKE