UNTERM STRICH

Dem Phänomen der DDR-Kunst will Weimar im Herbst mit einer großen Sonderausstellung nachgehen. „Abschied von Ikarus – Bildwelten in der DDR – neu gesehen“ lautet der Titel der Schau mit 180 Arbeiten aus Malerei, Grafik, Fotografie, Installation und Skulptur im Neuen Museum. „Wir können und wollen kein endgültiges Bild über Kunst in der DDR zeigen“, sagte Wolfgang Holler, Generaldirektor der Museen der Klassik-Stiftung. Vielmehr sollten aus heutiger Perspektive Merkmale, Spielräume und Konflikte in der Kunst von 1945 bis 1989 sachlich und unpolemisch aufgezeigt werden. „Wir wollen absehen von einer Einteilung zwischen Gut und Böse. Es ist ein neuer Ansatz. Es gab viel weniger Einheitlichkeit, als damals propagiert und heute in Rückblicken oft suggeriert wird“, sagte Holler. Vielmehr habe es eine Durchdringung zwischen Auftragskunst und nichtangepasster Kunst gegeben. Der deutsch-deutsche Bilderstreit hatte 1999 in der Weimarer Ausstellung „Aufstieg und Fall der Moderne“ bei Besuchern und Experten für Empörung darüber gesorgt, wie DDR-Kunst dort thematisiert wurde. Die „Bildwelten“-Ausstellung vom 19. Oktober bis 3. Februar 2013 basiert auf dem Verbundprojekt „Bildatlas: Kunst in der DDR“, sagte dessen wissenschaftlicher Koordinator Karl-Siegbert Rehberg. In dreijähriger Forschungsarbeit seien mehr als 20.000 Werke in über 160 Sammlungen in Museen, Unternehmen, Sonderdepots und privaten Einrichtungen erstmals systematisch erfasst und katalogisiert worden. Die Ergebnisse des vom Bundesforschungsministerium unterstützten Projekts sollen in dem Ausstellungskatalog, einem gedruckten Bildatlas sowie einer internetbasierten Datenbank veröffentlicht werden.