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Open Air Kino Botanica / Wilder Westen

Zum ersten Mal veranstaltet das Bremer Kommunalkino an diesem Wochenende Filmvorführungen unter freiem Himmel in der Botanica. Passend zur Veranstaltungsreihe „Lebensraum Wilder Westen: Anpassungsstrategien von Pflanze, Tier und Mensch im Lebensraum Wüste“ werden zwei Western gezeigt. Am Freitag läuft „True Grit“ von den Coen-Brüdern, am Samstag Sergio Leones „Zwei glorreiche Halunken“. Die Filmvorführungen beginnen um 21.30 Uhr, davor gibt es ab 20 Uhr ein Rahmenprogramm mit „Lagerfeuer, Line-Dance, Musik und BBQ“. Eintrittskarten im City 46 und in der Botanica.

„True Grit“, Fr um 21.30 Uhr, „Zwei glorreiche Halunken“, Sa um 21.30 Uhr im Grünen Science Center Botanica im Rhododendron-Park, Deliusweg 40

De Noorderlingen Niederlande 1992, R: Alex van Warmerdam, D: Annet Malherbe, Alex van Warmerdam / Originalfassung mit Untertiteln

Die Hölle, das sind die Nachbarn – besonders, wenn sie die Vorhänge nicht zuziehen. In dem holländischen Film „Noorderlingen“ gibt es immer neugierige Augenpaare in den Fenstern, denen nichts entgeht. Egal ob der Schlachter in seinem Laden die Verkäuferin sexuell belästigt, der Briefträger verhaftet wird, weil er heimlich die tägliche Post aller Bewohner las, oder der Förster mit seinem Jagdgewehr Amok läuft. Alle haben es gesehen, und erst nach der Vorstellung schließen sich die Gardinen. Der puritanische Mief der frühen 60er Jahre wird hier in einer pechschwarzen Komödie ad absurdum geführt. Alles ist in dieser Siedlung streng geordnet, auch wenn sie zu einem isolierten Wohnbauprojekt gehört, dass nie fertiggestellt wurde, und deshalb die ungepflasterte Straße direkt in ein ödes Niemandsland führt. Sonntags geht man in die Kirche, der Vater bestimmt, wann Radio gehört werden darf und selbst im kleinen Wäldchen stehen die Bäume ordentlich in Reihen, die wie mit dem Lineal gezogen sind. In diese spießige Gemeinde packt Regisseur Alex van Warmerdam nun einige sehr merkwürdige Charaktere, die von ihren Neurosen in groteske Abenteuer getrieben werden. Eine Frau wird zur Heiligen, weil sie nur so vor ihrem ewig geilen Mann sicher ist, ein rebellischer Junge befreit einen Afrikaner, den Missionare in einem Käfig ausstellen, und im Wald haust ein mysteriöses, fehenhaftes Mädchen. Van Warmerdam hat einen ganz eigenen, sehr überraschenden Humor – bei ihm weiß man nie, aus welcher Richtung die Pointen kommen. Und er erzählt sehr filmisch: die Bilder sagen fast alles und es gibt nur sehr wenig Dialoge. Van Warmerdam kann Langeweile zeigen, ohne dabei selbst langweilig zu sein, wie sonst nur Aki Kaurismäki. In seinem puritanisch- niederländischen Mikrokosmos sind alle Figuren so böse und extrem gezeichnet, dass man sie fasziniert wie Wesen von einem anderen Stern betrachtet. In den besten Szenen des Films hat van Warmerdam die Komik so präzis und elegant choreographiert, dass der Vergleich mit Jacques Tati nicht zu hoch gegriffen ist.

„De Noorderlingen“ läuft Do bis Mi um 20 Uhr im City 46