UNTERM STRICH

Weil Erwin Strittmatter politisch umstritten ist, hatte sich die Stadt Spremberg, Geburtsstadt des Autors, dagegen entschieden, den 100. Geburtstag ihres Ehrenbürgers zu feiern. Am Wochenende ehrte dann der Erwin-Strittmatter-Verein seinen Namensgeber mit Hunderten Gästen. Nach einer Veranstaltung am Samstag in Spremberg gab es ein Hoffest im benachbarten Bohsdorf. Hier steht Strittmatters Elternhaus, in dem auch sein als Fernseh-Dreiteiler verfilmter Roman „Der Laden“ spielt. Viele Gäste würdigten das Werk des in der DDR meistgelesenen Autors. Aber auch über seine Stasimitarbeit, die er zu Lebzeiten verschwieg, und seine Zeit als Soldat in einer SS-Polizeieinheit wurde gesprochen. Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack von der Linken warb bei der Feier dafür, den „Fall Strittmatter“ nicht zum Instrument der eigenen Reinwaschung zu machen. „Strittmatters Schweigen und Verdrängen war nicht das Schweigen und Verdrängen eines Einzelnen mitten in einem Meer von Beredsamkeit und individuellem Schuldeingeständnis, sondern es war das Schweigen in einem Meer von Schweigen“, sagte sie vor den mehr als 200 Gästen in der Aula des Erwin-Strittmatter-Gymnasiums. Udo Folgart, Schirmherr der Spremberger Feier und Präsident des Landesbauernverbandes, nannte Strittmatter einen Freund der kleinen Leute. Auch wenn der Autor kritische Details seiner Biografie verschwiegen habe, dürfe er nicht verdammt werden.

Erwin Strittmatter, der neben dem „Laden“ auch Bestseller wie „Tinko“, „Pony Pedro“, „Ole Bienkopp“ und „Der Wundertäter“ schrieb, war am 14. August 1912 in Spremberg geboren worden. Er starb 1994 in Schulzenhof bei Dollgow an der Oberhavel.