CAPAGNE PREMIÈRE
: Der alltägliche Kreislauf: das Leben an der Effizienzgrenze

So simple die sechsteilige Videoinstallation von Noa Gur auch anmuten mag, allein der Ausstellungstitel „The Efficient Frontier / Die Effizienzgrenze“ kann einen zum Verzweifeln bringen. Doch beginnen wir von vorn. Bereits im Treppenhaus sind industrielle Klänge zu vernehmen: „Ritsch – Klatsch – Klick – Wrumm …“, rattert es in einem fort. In kurzen Loops, jeder für sich nicht länger als wenige Sekunden, zeigt Noa Gur dann, wie sie Abdrücke ihres Gesichts in Fließbandarbeit herstellt. Das Antlitz der Künstlerin selbst bleibt aber weitestgehend unerkannt und taucht nur als Produkt, als Maske auf. Obwohl sie so stetig etwas von ihrem Selbst preisgibt, verschmilzt sie zu einem Handelsgut, das im Idealfall bei gegebenem Risiko eine höhere Rendite erzielt, als alle anderen Kombinationen der nötigen Investitionen ergeben. Wie die sich allerdings genau zusammensetzen, bleibt eine komplexe Rechnung, die kaum Abweichungen von nicht nachzuvollziehenden Standards zulassen (=Effizienzgrenze). Kein Wunder also, dass sich in der letzten Einstellung das Porträt des Individuums so schnell um sich selbst dreht, dass es verklumpt. MJ

■ Bis 11. Mai, Mo.–Sa., 11 bis 18 Uhr, Chausseestr. 116