NEUES MUSEUM DER MODERNE
: Berlins Anti-Masterplan

KULTUR Mitte ade: Das Kulturforum soll eine neues Museum für die Sammlungen des 20. Jahrhunderts erhalten

Seit den Fall der Mauer galt der „Masterplan“ zur Entwicklung der Berliner Museumslandschaft quasi als Bibel für die Staatlichen Museen zu Berlin und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Gebetsmühlenartig wurde im immer gleichen Ton heruntergeleiert, wo die Zukunft der Museen und ihrer Sammlungen liegt: nämlich auf der Museumsinsel und am Humboldtforum in Berlin-Mitte. Seither wird dort rekonstruiert, saniert und erweitert – nach dem Bode-Museum sowie dem Neuen Museum mit der Büste der Nofretete ist jetzt das Alte Museum dran. Dann soll die James-Simon-Galerie folgen. Als Höhepunkt des Masterplans war beabsichtigt, die Galerie der Alten Meister – bislang am westlichen Kulturforum beheimatet – per „großer Rochade“ plus Erweiterung des Bode-Museums plus Neubau ebenfalls in der Mitte zu zentrieren.

Jetzt gibt es für die Berliner Museumsgewaltigen weder eine große Rochade noch eine kleine. Dafür gibt es aber ein neues Museum am Kulturforum und dessen Aufwertung. Das sind alles gute Nachrichten.

Der Hintergrund ist, dass die SPK nach Protesten gegen einen geplanten Umzug der Gemäldegalerie sich beraten und am Mittwoch für eine Neujustierung der Berliner Museumslandschaft aussprechen musste. Hat man doch zudem festgestellt, dass sowohl der Zeitplan und die Umstrukturierungsabsichten für die Alten Meister als auch die Kosten von fast einer halben Milliarde Euro zu groß für die Idee des Masterplans geworden sind. Hinzu kam, dass Handlungsbedarf in Sachen Kunst des 20. Jahrhunderts angesagt ist, denn diese Sammlungen benötigen dringend neue Flächen.

Der Anti-Masterplan könnte nun bis 2022 so aussehen: Das Berliner Kulturforum soll bis dahin ein neues Museum der Moderne für die Sammlungen des 20. Jahrhunderts erhalten. Eine 13.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche entstünde. Kosten des Neubaus in Nachbarschaft zur Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe: 130 Millionen Euro. Und die Alten Meister dürften auch bleiben. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung und ein Verfechter der Rochade, nannte das neue Konzept etwas gequält die „kleine Lösung“. Aber hat mit einer solchen nicht schon Bismarck gepunktet?

Sicher, das Kulturforum ist der Gewinner dieser Entscheidung. Nach Jahren des Niedergangs im „Alles in die Mitte“-Rummel wird es jetzt wieder gestärkt und bleibt ein bedeutender Museumsstandort für Berlin. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass über die gesamte Gestaltung des Westrelikts Kulturforum wieder diskutiert wird. Die Museumsinsel ist der Verlierer dieser Pläne. Doch der Schaden hält sich in Grenzen, mausert sich doch das Bode-Museum gerade auch zum Ausstellungsort für Alte Meister. ROLF LAUTENSCHLÄGER