Hommage an den Altmeister

RÜCKBLENDE Das Werk des kürzlich verstorbenen französischen Filmemachers Alain Resnais ist dem Metropolis in Hamburg eine kleine Reihe wert

Erstaunlich schnell hat das Hamburger Kommunalkino Metropolis auf den Tod des französischen Autorenfilmers Alain Resnais reagiert und eine kleine Werkschau zusammengestellt. Resnais starb am 1. März – wenige Wochen vor seinem 92. Geburtstag. Auf der diesjährigen Berlinale war er noch für seinen neusten Film „Aimer, boire et chanter“ („Lieben, Trinken und Singen“) mit dem Alfred-Bauer-Preis ausgezeichnet worden.

Dass es dieser Preis sein musste, der für einen Spielfilm verliehen wird, der neue Perspektiven eröffnet, war etwas befremdlich, denn Resnais letzter Film gehört zu seinen schwächeren Werken. Doch als eine letzte Ehrung für den Regisseur ist diese Entscheidung verständlich.

Mit „Hiroshima, mon amour“ wird Freitag (21.15 Uhr) und Samstag (19 Uhr) sein erster Spielfilm von 1959 gezeigt. Marguerite Duras schrieb das Drehbuch des revolutionären Films, in dem Resnais mit den Konventionen des klassischen Erzählens gebrochen hat. Durch die verschachtelte Abfolge von Rückblenden und Schnitten vermischen sich Gegenwart und Erinnerung in dieser Geschichte, die von der Liebe einer französischen Schauspielerin zu einem Japaner erzählt, den sie in Hiroshima trifft.

Noch radikaler entfernt sich Resnais zwei Jahre später in „Letztes Jahr in Marienbad“ (20. 4. & 21. 4., 19 Uhr, 22. 4., 21.15 Uhr) vom Erzählkino. Hier hebt er die Unterschiede zwischen Gedachtem und Wirklichkeit, Unbewusstem und Wunsch, Vergangenem und Zukünftigem auf. Heute wirkt das etwas lächerlich, dieser Film ist nicht gut gealtert. Aber zu seiner Zeit war er so in Mode, weil kaum jemand ihn verstanden hat.

„Fern von Vietnam“ (25. 4., 19 Uhr, 27. 4., 21.15 Uhr) von 1967 ist ein Kollektivfilm von Filmemachern der Nouvelle Vague wie Godard, Ivens, Varda und Marker gegen den Vietnam Krieg. In seiner Sequenz versuchte Resnais, die Ratlosigkeit der französischen Intellektuellen auszudrücken, indem er einen Schauspieler über Feindbilder und politische Moden schimpfen lässt.

Mit „Vorsicht Sehnsucht“ (26. 4., 19 Uhr, 30. 4., 21.15 Uhr) von 2009 wird zumindest ein Film aus Resnais späterer Schaffensperiode gezeigt. Ein Mann findet das Portemonnaie einer Frau und entdeckt darin ihren Pilotenpass. Er ist sofort fasziniert von ihr, weil er die Fliegerei liebt und er beginnt, ihr nachzustellen. An diesem Film ist aber nichts eindeutig. Seine erzählerischen Wendungen und die Art der Inszenierung machen ihn immer absurder. In diesem Film lässt Resnais noch einmal mit ansteckendem Übermut seine Phantasie ins Kraut schießen. Deshalb ist der Originaltitel „Les herbes folles“, „Die verrückten Kräuter“, viel schöner.  HIP