Midlife-Crisis im Nachtleben

CLUBSTERBEN Die wilden Jahre sind vorbei: Das Weekend und das Cookies verabschieden sich. Neu daran ist: Sie tun es freiwillig

Berlin erlebt eine neue Variante des Clubsterbens. Nicht vor nervigen Nachbarn, Mietwucher oder grotesken Lärmschutzverordnungen kapitulieren Clubs wie das Weekend und jetzt das Cookies. Sie geben freiwillig auf. Um mal was anderes auszuprobieren.

Ganz so, als könnten auch Clubs von einer Midlife-Crisis erfasst werden. Das Weekend hat sich inzwischen schon wieder neu erfunden, als House of Weekend, ist nun eher Bar, eher typisch Paris. Auch das Cookies, das in zwei Wochen seine Pforten schließen wird, soll im Herbst zurückkehren. Nur, so hat sein Betreiber, Heinz Gindullis, angekündigt, wird es dann auch kein Club mehr sein. Im Stockwerk darüber befindet sich seit Längerem ein Restaurant, das vegetarisch ausgerichtete „Cookies Cream“. Gemunkelt wird nun, dass Gindullis ganz in die Gastronomie einsteigen und ein weiteres Restaurant eröffnen wird.

Beim Weekend wie beim Cookies lässt sich sagen, dass beide Läden ihre besten Zeiten hinter sich haben, was aber auch nicht heißt, dass es zuletzt schlecht gelaufen wäre. Das Weekend war eine Touristenfalle, legte aber bis zuletzt Wert auf überdurchschnittliches DJ-Booking und war an den Wochenenden gut gefüllt. Das Cookies galt als Promi-Club, selbst Jude Law soll hier gesichtet worden sein, und versuchte, glamourös rüberzukommen, was in Berlin, wo man in Turnschuhen und Jeans clubben geht, nicht einfach zu vermitteln war. Aber dienstags und donnerstags, an den beiden berühmten Cookies-Tagen, war sonst wenig los in der Stadt, im Cookies blieb es voll. In den aufregenden Nachwende-Neunzigern gehörte das Cookies, ähnlich wie etwa das WMF, zu den Läden, die nomadisch durch die Stadtviertel zogen. Das waren aufregende Zeiten.

In der Friedrichstraße, wo nun die Existenz als Club enden soll, ist man immerhin ganze acht Jahre geblieben. Die wilden Jahre sind eben irgendwann vorbei. Trotzdem hat man sich, genau wie das Weekend, mittlerweile auch weiter an das Diktat des permanenten Wandels angepasst. Zwischen Soho House, Flagship-Stores und Edelgastronomie ist in Mitte kaum noch Platz für etwas anderes.

Clubs in Mitte? Mit dem Ende des Cookies lässt sich endgültig sagen: Das war einmal.

ANDREAS HARTMANN

■ The Last Nights of Cookies haben gestern mit einem Set von DJ Hell angefangen. Am Samstag sind Jazzanova dran. Danach Ben Klock, Tiefschwarz u. a. Bis 19. Juli