Die ideale Schirmherrin

PROJEKT Rita Süssmuth wirbt für ein künftiges Migrationsmuseum

Sie scheint genau die Richtige zu sein für diese Aufgabe: die ehemalige CDU-Bundesfamilienministerin Rita Süssmuth. Eine deutschlandweit bekannte Frau also, die sich zudem stets für Migrationsthemen eingesetzt hat. Deshalb saß sie am Montag auf dem Podium im vierten Stock des Kölner Bezirksrathauses Ehrenfeld, um als Schirmherrin den „Startschuss“ für Deutschlands erstes Migrationsmuseum zu geben.

Initiator ist das „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland“ (Domid), das seit seiner Gründung 1990 auf solch ein Museum in Köln hinarbeitet. In dieser Zeit hat der Verein, der ursprünglich als Migrantenselbstorganisation gegründet wurde, mehr als zehn teils wegweisende Ausstellungen – wie etwa „Fremde Heimat“ 1998 in Essen – realisiert und ein großes Archiv zur Migrationsgeschichte angelegt.

Da bisher aber selbst die Standortfrage für ein Migrationsmuseum ungeklärt ist, ging es an diesem Montag vor allem darum, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und Unterstützer zu gewinnen. Also war neben Süssmuth auch der nordrhein-westfälische Integrationsminister Guntram Schneider gekommen, um die Relevanz eines Migrationsmuseums zu unterstreichen, das die Chance biete, „die Gesellschaft in ihrer Vielfalt darzustellen“ und „ein starkes Symbol der Akzeptanz und Würdigung der eingewanderten Bevölkerung sowie ihrer Nachfahren“ sei.

Während es in etlichen Ländern bereits ein Migrationsmuseum gibt, wäre es für Deutschland ein Novum. Zwar verfügen Hamburg und Bremerhaven über Auswanderermuseen, aber Domid-Geschäftsführer Arnd Kolb machte deutlich: „Ein Museum, das sich umfassend und transnational der gesamten Migrationsgeschichte sowie der kulturellen Vielfalt widmet, fehlt in Deutschland völlig. “

Das soll sich nun ändern. Dabei geht es auch um eine stärkere Teilhabe. Denn trotz aller Fortschritte sind Menschen mit Migrationshintergrund – sowie auch Migration als Thema – in der deutschen Museumslandschaft nach wie vor unterrepräsentiert. Für Domid ist dabei wichtig, „ausgehend von der Realität der Einwanderungsgesellschaft alle Aspekte von Migration jenseits einer Dichotomie von Die und Wir zu behandeln“, so Arnd Kolb.

Nach der Pressekonferenz konnten im Archiv von Domid einige der über 70.000 Objekte, Dokumente, Fotos und Filme zur Migrationsgeschichte begutachtet werden, die der Verein in den letzten 25 Jahren gesammelt hat. Stoff für ein Migrationsmuseum gäbe es also bereits genug.

TIMO REUTER