Borussia Dortmund: Fernziel Champions League

Borussia Dortmund startet fast schon euphorisch in die Bundesligasaison - am Sonntag gegen den MSV Duisburg.

"Tempo und Wucht": Dortmunds Trainer Thomas Doll Bild: dpa

DORTMUND taz Wenn alles so läuft, wie sich das die Anhänger von Borussia Dortmund vorstellen, werden sie in dieser Saison nur am 1. Dezember einen Schrecken bekommen. Das Fankalenderblatt für den letzten Monat des Jahres zeigt Bert van Marwijk. Der holländische Trainer galt einmal als Kultfigur, weil er aus der Notgeburt einer blutjungen Fußballmannschaft eine tolle Truppe machte. Inzwischen gilt es in Dortmund als chic, van Marwijk zu verdammen. Der neue Kulttrainer heißt Thomas Doll, 41 Jahre alt. Er startet mit dem BVB am Sonntag gegen den MSV Duisburg in die Bundesligasaison.

Doll wurde einst in Hamburg zum local hero, weil er den HSV vor dem Abstieg rettete und noch in den UI-Cup führte. Die gleiche Geschichte wäre auch mit dem BVB möglich gewesen, doch die Mannschaft verpatzte es am letzten Spieltag. Das war für den Verein nicht weiter schlimm, weil er zuvor den Schalkern die Meisterschaft vermasselt hatte. Seit dem 12. Mai 2007 kommen selbst vorsichtige Menschen nicht mehr umhin, das Wort Euphorie zu benutzen, wenn sie vom BVB sprechen. Vielleicht ist es aber auch nur ein Anflug von Größenwahn, wenn die Fans nach zehn Minuten eines Testspiels singen: "Deutscher Meister wird nur der BVB."

Wenn Doll so etwas hört, lächelt er smart und sagt: "Wir wissen das schon ganz richtig einzuordnen." Er gibt keinen Tabellenplatz als Saisonziel aus, sondern will "attraktiven Fußball" spielen lassen "mit Tempo und Wucht". Das wollen alle Trainer, aber ob sie auch alle so akribisch dafür arbeiten, ist fraglich. Inklusive Vor- und Nachbereitung dauert eine Trainingseinheit bei Doll viele Stunden. Er ist offen für Neuerungen, nutzt wissenschaftliche Erkenntnisse. Der BVB verpflichtete einen Athletiktrainer. Mentaltrainer Jürgen Lohr betreut Spieler und auch den Trainer. Manche behaupten gar, er steuere ihn.

Künftig wird auch in Dortmund eine Anlage vom Dach des Stadions die Spiele auswerten und den Kickern jeden Fehler aufzeigen. Der BVB lässt sich die Technik mehr als 100.000 Euro kosten. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke genehmigte Sportdirektor Michael Zorc zudem knapp acht Millionen Euro für Transfers, der Etat für Gehälter stieg um mehr als 20 Prozent auf 31 Millionen Euro. Als Verstärkung gilt der Pole Jakub Blaszczykowski, weil er das Tempodefizit im Mittelfeld beheben dürfte. In der Offensive hat Doll eine große Auswahl, in der Abwehr sind die Alternativen rar.

Als Fernziel gilt in Dortmund die Champions League. Die Zeit der Bescheidenheit ist vorbei. Watzke kündigte indirekt weitere Steigerungen des Etats an. Der BVB-Boss sieht derzeit gute, ab 2010 sogar "hervorragende Perspektiven" für seinen Klub. In drei Jahren läuft der Vertrag mit der Vermarktungsagentur Sportfive aus, die noch mehr als zehn Millionen Euro pro Jahr vom BVB kassiert. Dass ein Aufsteiger der Borussia einen Schrecken einjagen könnte, wird ausgeschlossen. Vor dem Spiel gegen Duisburg sagt Nationalspieler Sebastian Kehl: "Wir werden auf jeden Fall gewinnen."

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