PIERRE LITTBARSKI, CO-TRAINER
: Dribbelkönig zu Konfuzius

■  verheiratet mit Hitomi. Ex-Frau Monika versteigerte 2005 die „Sammlung Littbarski“ im Internet Foto: dpa

Als er im April 50 wurde, stand er im Schatten von Rudi Völler, dem anderen Jubilar der Weltmeistermannschaft von 1990. Zum Feiern war Pierre Littbarski sowieso nicht aufgelegt, gerade war er als Trainer beim FC Vaduz in Liechtenstein herausgeflogen und bereitete sich auf ein Praktikum bei Louis van der Gaal in München vor. „Ich sitze nicht gern zu Hause“, sagte er damals der taz.

Aber was heißt bei dem Berliner Jungen schon „zu Hause“? Rund 20-mal hat er seine Koffer gepackt, seit er sich als Trainer durchs Leben schlägt. Yokohama, Leverkusen, Duisburg, Sydney, Fukuoka, Teheran, und Vaduz hießen die Stationen einer atemlosen Suchbewegung, die ihn hierzulande als Weltenbummler bekannt machten. Als Trainer eher nicht.

Es waren wohl seine Sprachkenntnisse und Erfahrungen mit Spielertypen aus aller Welt, die Wolfsburgs neuen Cheftrainer Steve McClaren dazu bewogen, ihn zu seinem Co-Trainer zu machen. Auch Manager Dieter Hoeneß hebt eher Sekundärtugenden hervor: „Pierre hatte als Spieler immer diese gewisse Schlitzohrigkeit. Da haben wir mit unserer Mannschaft noch ein Defizit.“

Das klingt ein bisschen nach der Unterschätzung, die Pierre Littbarski als Mensch begleitet, seit er als Dribbelkönig unter lauter Teutonen den Ball mit seinen O-Beinen noch im Liegen vor das Tor sichelte. Egal ob er später als Kosmopolit glänzte, fließend japanisch lernte oder für die CDU den Bundespräsidenten wählen durfte: Er blieb in der öffentlichen Wahrnehmung immer „Litti, das Schlitzohr“, der Unerwachsene. Dabei gehört er zu den wenigen Fußballern seiner Generation, deren Sätze auch Gedanken enthalten. „Mein Ego liegt irgendwo in Japan in einer Schublade“, sagte er auf die Frage, ob der Assistentenjob in Wolfsburg einen Abstieg bedeute. Das hätte Konfuzius nicht besser sagen können. RLO