Liga contra Fifa: Wie viel dürfen WM-Helden rennen?

Gegen Dänemark läuft das Nationalteam mit der B-Elf auf, denn die Liga-Teams verlangen die WM-Helden zur Vorbereitung – und zur Schonung. Der Fall Robben bringt die Liga in Aufruhr.

Die zweite Wahl bereitet sich auf den Knaller gegen Dänemark vor: Schulz, Beck, Gomez, Wiese und Hitzlsperger. Bild: reuters

Christian Schulz ist 27 Jahre alt. Er ist Fußballprofi bei Hannover 96. Heute Abend wird Christian Schulz sein viertes Länderspiel absolvieren. Das ist schön für Schulz. Weniger schön für ihn: Es wird wohl auch sein letztes sein.

Denn Schulz ist kein Perspektivspieler für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Dass er trotzdem auflaufen wird im Testspiel gegen Dänemark (20.30 Uhr, ZDF), hat damit zu tun, dass der Termin kaum unglücklicher hätte gewählt sein können.

So kurz nach der WM, mitten in der Vorbereitung auf die Bundesliga, hat selbst Bundestrainer Joachim Löw akzeptiert, dass die Begegnung gegen Dänemark ein Schaulaufen der zweiten und dritten Wahl bleiben muss. Weil Löw heute, so ist es abgemacht, sechsmal auswechseln darf, wird wohl jeder der nur 16 nominierten Spieler zum Einsatz kommen. Auch Christian Schulz.

Obwohl die sportliche Relevanz des Spiels deutlich gegen null tendiert, ist es trotzdem Futter für sehr viel weitreichendere Diskussionen geworden. Der Bundestrainer hat zwar bewusst auf die WM-Helden verzichtet, die Vereine nutzen aber die Gelegenheit, um aufzuzeigen, dass sie die Backen voll haben von den Fifa-Terminen und dem andauernden nationalen Einsatz ihrer Spitzenspieler. Es geht ums Prinzip – und natürlich um Geld.

So blieb den Vereinen nach der WM und den Erholungsurlauben der Nationalspieler ohnehin schon wenig Zeit, die Profis wieder aufzubauen. Ein Länderspiel direkt in der Vorbereitung hätte die Fitness der Spieler zum Bundesliga-Start nun zusätzlich in Frage gestellt – ein Szenario, bei dem den Managern die Haare zu Berge stehen. Immerhin ist es das laufende Kapital der Klubs, das bei so unbedeutenden Spielen riskiert wird. Was passiert denn, wenn ein Spieler sich im Dienst für seinen nationalen Verband tatsächlich verletzt und seinem Verein fehlt?

Genau dieser Fall ist mit der Verletzung von Arjen Robben eingetreten. Der niederländische Star des FC Bayern München, eben zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt, hat sich im WM-Einsatz einen Muskelriss zugezogen und fällt mindestens zwei Monate aus. Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge fordert nun Schadenersatz vom niederländischen Verband KNVB, der aber stur eigene Fehler ausschließt.

Die Aussichten der Bayern auf Entschädigung sind allerdings gering, denn die Fifa meint ihre Verpflichtung mit der Zahlung der sogenannten Abstellungsgebühr abgegolten zu haben. Grund für Rummenigge, ordentlich Kritik zu üben: Nationalverbände und Fifa nähmen viel Geld ein, schütteten aber viel zu wenig an die Vereine wieder aus. Konkret liegt die Abstellungsgebühr bei 1.600 Dollar pro Spieler und Tag.

Für Robbens Abstellung während der WM hat Bayern München somit eine Summe von 58.500 Euro erhalten. Aus Sicht der Bayern steht dieser Betrag in einem Missverhältnis zu den WM-Einnahmen der Fifa von ungefähr 2,6 Milliarden Euro, erst recht, wenn der Spieler verletzt zurückkehrt.

München hat sich also in Fahrt gemeckert. Und weil sie schon mal dabei sind, legen sie sich auch gleich mit dem französischen Verband FFF an. Dieser will Franck Ribéry eigentlich am 17. August in Paris zur Aufarbeitung des WM-Aufstandes im französischen Nationalteam anhören. Das Training hätte aber Vorrang und dies sei kein Fifa-Pflichttermin, argumentiert Rummenigge und verbietet seinem Angestellten die Reise nach Paris.

Die verschiedenen Nebenkriegsschauplätze aber sind Teil einer längerfristigen Strategie. Der deutsche Branchenführer stellt die Hierarchien im Geschäft mit dem Fußball grundsätzlich in Frage. Im Machtkampf zwischen Verbänden und Vereinen versuchen die Bayern die Rechte der Vereine zu stärken. Denn die bezahlen letztlich die Spieler, mit denen dann auch die Verbände und die Fifa Geld verdienen. Die Lautsprecher aus München machen ein Fass auf, das sich später auch für weniger wortgewaltige Klubs auszahlen könnte. Sogar für Hannover 96.

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