Der erste Heimsieg seit einem Jahr

2. FUSSBALL-LIGA Hertha gewinnt gegen Oberhausen mit 3:2. Dass das Team Unsicherheiten in Abwehr und Probleme im Sturm offenbart, juckt die fast 50.000 Fans im Olympiastadion wenig

■  Hertha BSC muss auch in der 2. Runde des nationalen Fußballpokals auswärts und gegen ein unterklassiges Team antreten. Der Berliner Zweitligist spielt am 26./27. Oktober bei der TuS Koblenz aus der 3. Liga. „Bei einem Drittligisten antreten zu müssen, ist unangenehm. Aber wir wollen zeigen, dass wir eben doch eine Klasse höher spielen“, kommentierte Trainer Markus Babbel das Los.

■  Vor fünf Jahren war Hertha im DFB-Pokal schon mal auf Koblenz getroffen. Mit viel Mühe hatten sich die Berliner nach Verlängerung mit 3:2 durchgesetzt. In der aktuellen Saison gewann der Bundesliga-Absteiger in Runde eins beim SC Pfullendorf mit 2:0. (dpa)

VON JOHANNES KOPP

Der gute Wille war von Anfang an auf allen Seiten zu spüren. Nach 13 Jahren Erstligazugehörigkeit veranstaltete Hertha BSC wenige Stunden vor dem Anpfiff des ersten Zweitligaspiels ein Fanfest, um seinen Anhängern den Einstieg in den unterklassigen Fußball ein wenig zu erleichtern. Und trotz des zudem wenig lukrativen Gegners Rot-Weiß Oberhausen kamen die Zuschauer in Scharen. Imposante 48.385 Hertha-Fans gewährten ihrem Club, der beständig beteuert, dass nur der Aufstieg zählt, eine Art Vertrauensvorschuss.

Es zahlte sich aus. Mit einem 3:2-Sieg feierte Hertha am Freitagabend einen letztlich gelungenen Saisoneinstand. Erwartungsgemäß war Hertha mit der gleichen Elf angetreten, die sich bereits beim 2:0-Sieg in Pfullendorf im DFB-Pokal bewährt hatte. Spielgestalter Raffael hatte sich immer noch nicht von seiner Virusinfektion erholt.

Der Start in die neue Liga verlief anfangs jedoch äußerst holprig. Zu gut hatte es nämlich Rob Friend gemeint, als der 1,95 Meter große Stürmer sich schon in der 1. Minute an einem Fallrückzieher versuchte. Der Kanadier landete so unglücklich auf seiner Schläfe, dass er bei seinen Aufstehversuchen wie ein angeschlagener Boxer hin und her taumelte. Dennoch wurde er erst in der 18. Minute ausgewechselt. Die Diagnose lautete wenig überraschend: Gehirnerschütterung.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Gäste bereits die verdiente Führung erzielt. Der schlecht gedeckte Moses Lamidi schoss nach einem Eckball von Markus Kaya das Leder ins Tor. Die Profis aus Oberhausen störten das zu langsame Aufbauspiel der Berliner häufig schon erfolgreich in deren eigenen Hälfte, sodass diesen fast nichts gelang.

„Oberhausen kann noch so gut verteidigen, wir müssen die Lücken finden“, hatte Trainer Markus Babbel im Vorfeld der Partie forsch gefordert. Aber erst nach einer halben Stunde zeigten die Herthaner ihre erste wirklich lückenreißende Angriffsaktion. Der auf die rechte Außenbahn geschickte schnelle Adrian Ramos legte den Ball schön auf Valeri Domovchisyski zurück, der dann mühelos ausgleichen konnte.

Die Stimmung unter den Hertha-Fans im Olympiastadion hellte sich zunehmend auf. Zum einen, weil man einen Treffer gegen Union Berlin, der per Anzeigetafel übermittelt wurde, lauthals bejubeln konnte. Zum anderen, weil der erst 17-jährige Marco Djuricin in der 49. Minute die 2:1-Führung erzielte. Das Nachwuchstalent war für den verletzten Friend eingewechselt worden. Nun war das Team von Markus Babbel von der Last befreit, Druck auf das gegnerische Team ausüben zu müssen.

Und dies schien den Berlinern entgegenzukommen. In der Folgezeit beherrschten sie das Spiel mühelos. Umso geschockter wirkte zwölf Minuten vor Schluss die Stille im weiten Rund, als erneut der Gästestürmer Lamidi zum Ausgleich traf. Aber die Berliner antworteten prompt und kühl. Der eingewechselte Brasilianer Ronny bediente mit einem Präzisionspass Djuricin, der ebenfalls seinen zweiten Treffer erzielte und damit zum Spieler des Tages wurde.

„Es war nicht alles das Gelbe vom Ei“

HERTHA-TRAINER MARKUS BABBEL

Trainer Markus Babbel hielt sich dennoch mit allzu großen Lobeshymnen zurück: „Er hat das Potenzial, nach oben zu kommen“, sagte der Coach, „aber wir müssen ihn schützen.“ Doch auch er konnte nichts an dem Umstand ändern, dass nach der Partie der junge Djuricin im Mittelpunkt des Interesses stand und keiner der deutlich prominenteren Neuzugänge.

Als Team hatte Hertha bei seiner Zweitligapremiere einige Schwächen offenbart: Die für so sattelfest gehaltene Abwehr zeigte Unsicherheiten, das Angriffsspiel funktionierte erst richtig, als Oberhausen gezwungenermaßen mehr in die Offensive investieren musste. Babbel räumte ein: „Es war nicht alles das Gelbe vom Ei.“ Nach einem Jahr ohne Heimsieg störten sich die Hertha-Fans jedoch nicht weiter an diesen Widrigkeiten. Der Unterhaltungswert der Partie war ja auch durchaus ansprechend.

„Oberhausen steht für mich für alles, was die Zweite Liga bereithalten wird“, hatte Manager Preetz erklärt. So gesehen, wird sie sehr spannend werden, diese Saison. In einer Woche beim Mitaufstiegsfavoriten Fortuna Düsseldorf wird es für Hertha gewiss nicht leichter werden.