Bayer Leverkusen schwächelt: Konstantes Verletzungspech

Anders als gewohnt gelingt Bayer Leverkusen diesmal kein herausragender Saisonstart. Jetzt gilt es auch noch den Ausfall von Stefan Kießling zu kompensieren.

Stefan Kießling liegt verletzt am Boden - sein "Heilfleisch" wird's wieder richten, hofft er. Bild: dpa

KÖLN taz | Rudi Völler war gestern Mittag mal wieder in Eile. Im Auto sauste Leverkusens Sportchef durch die Gegend, verstand sein eigenes Wort kaum und entschuldigte seine spürbare Unruhe höflich: "Ich bin ein bisschen unter Druck." Ein Zustand, mit dem der frühere Nationalcoach gerade besonders gut zum Werksklub passt: In den ersten vier Liga-Runden kratzten die Leverkusener mühevoll fünf Punkte zusammen, der einzige brauchbare Auftritt in der Meisterschaft bei Borussia Dortmund (2:0) liegt nun schon exakt einen Monat zurück - und konstant ist bei den Rheinländern momentan nur deren bemerkenswertes Verletzungspech.

Am Sonntag, beim 0:0 gegen Nürnberg, musste Nationalstürmer Stefan Kießling nach einem Foul des Nürnberger Verteidigers Andreas Wolf nach zehn Minuten vom Feld getragen werden. Das sah schlimm aus - und das war es auch: Einen "Riss des Syndesmosebandes am linken Unterschenkel" diagnostizierten die Ärzte. Mit einer Zwangspause von acht, womöglich gar zehn Wochen muss Kießling wohl rechnen. Für den 26-jährigen Angreifer ist es die erste richtig schwere Verletzung in seiner Karriere. Trotz fehlender Vergleichswerte ist er sich dennoch sicher: "Ich habe gutes Heilfleisch, ich komme bald wieder zurück."

Von seinem Kollegen Michael Ballack, der sich am 11. September bei der Partie in Hannover eine Fraktur im Schienbeinkopf und somit eine sechs Wochen lange Trainingspause einhandelte, waren solch optimistische Äußerungen noch nicht zu hören. Der 33-Jährige wird schließlich langsam ein trauriger Experte für böse Blessuren - wegen einer Verletzung, wie sie Kießling gerade erlitt, musste er im Sommer seine Teilnahme an der Fußball-WM streichen. Bittere Pointe: Weil der 98-malige Nationalspieler sich mit gerissenen Syndesmosebändern gut auskennt, konnte Kießling sich "mit Michael darüber schon in der Kabine unterhalten".

Jupp Heynckes hilft das allerdings keinen Schritt weiter. Leverkusens Cheftrainer musste sich vor der heutigen Partie gegen Eintracht Frankfurt völlig neu orientieren: Neben Kießling fehlt ihm mit Patrick Helmes, der an einer Adduktorenverletzung laboriert, ein weiterer Stürmer. Für den Angriff bleiben da nur der Schweizer Eren Derdiyok (22) und Neuzugang Nicolai Jörgensen (19). Zudem plagen Mittelfeldkraft Renato Augusto Probleme mit der Patellasehne - und der gestresste Sportchef Völler stöhnt dazu: "Die Verletzungen von Ballack und Kießling sind sehr bitter. Denn sie fallen langfristig aus, und das ist gerade so früh in der Saison immer schlecht."

Man werde, äußert Trainer Heynckes vage, "irgendwie Mittel und Wege finden, damit umzugehen". Dabei sind die vielen Versehrten ein Problem, Bayers schleppender Saisonstart ein anderes. "Unsere Leistungen schwanken noch ein bisschen", beurteilt Rudi Völler die - angesichts von exakt zwei Torchancen gegen Nürnberg - offensichtliche Offensiv-Misere recht milde und gibt sich ansonsten locker: "Wir suchen noch nach unserer Konstanz. Aber wir werden sie finden, davon bin ich überzeugt."

Die bisherigen Hinterbänkler, so seine Hoffnung, werden nun ihre Chance nutzen. Gelegenheit dazu gibt es jedenfalls reichlich: Heute gegen Frankfurt, am Samstag in Stuttgart, eine Woche später gegen Bremen, und dazwischen in der Europa League bei Cup-Verteidiger Atlético Madrid. "Durch den Europapokal sind das natürlich relativ viele Spiele, aber das wollten wir ja so haben", schwitzt Völler beim Gedanken an das nahende Pflichtprogramm, verweist aber zugleich auf die erledigten Hausaufgaben: "Die Verletzungen ereilen uns zwar gerade in großer Fülle, aber sie gehören zum Fußball dazu. Außerdem haben wir unseren Kader bewusst auf die internationalen Auftritte hin ausgerichtet."

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