Champions League in Afrika: Vorzeigemannschaft aus dem Kongo

Die Fußballmannschaft TP Mazembe darf am Samstag den Titel in der afrikanischen Champions League verteidigen - eine Erfolgsstory.

Die Spieler vom TP Mazembe beim Training. Bild: reuters

BERLIN taz | Es gibt nicht vieles, worauf Kongolesen stolz sein können. Aber der Fußballverein TP Mazembe (mit vollem Namen: Tout Puissant Mazembe Englebert) steht da an allererster Stelle. Am Samstag darf der Spitzenclub aus dem kongolesischen Bergbaurevier den Titel der afrikanischen Champions League verteidigen, wenn er beim Finalrückspiel in Tunis auf Espérance ST trifft. Das Hinspiel haben die "Raben" bereits mit 5:0 gewonnen - obwohl ihr bester Stürmer Trésor Mputu gesperrt ist.

Der derzeitige Fußballer des Jahres mit seinem im Kongo besonders beliebten Vornamen holte sich seine Sperre ausgerechnet beim Erzfeind Ruanda. TP Mazembe spielte im Mai bei einem Turnier gegen den ruandischen Armeeverein APR FC. Die Kongolesen lagen zurück. Endlich traf Trésor Mputu ins Tor und die Mannschaft bejubelte den Ausgleich.

Doch das Tor wurde wegen Abseits nicht anerkannt. Da ging Trésor Mputu auf den Schiedsrichter los, die Stadionpolizei griff ein, es gab eine Schlägerei. Mputu und einer seiner Mitspieler wurden verhaftet, und TP Mazembe flog aus dem Turnier. Für ein ganzes Jahr wurde Mputu gesperrt.

Nicht wegen des heldenhaften Auftritts eines Kongolesen gegenüber der ruandischen Armee indes wurde Mputu zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählt - in der Kategorie der in Afrika aktiven Spieler (Sieger in der allgemeinen Wertung wurde Didier Drogba) -, sondern weil er und sein Club eine seltene afrikanische Erfolgsstory darstellen.

TP Mazembe ist der Heimatverein der südkongolesischen Kupferprovinz Katanga, die sich als einziger funktionierender Teil des Kongo betrachtet. Das katangische Selbstbild - "Wir sind die Besten, der Rest des Kongo hält uns zurück" - pflegt auch TP Mazembe. Kein Wunder: Der Club gehört Provinzgouverneur Moise Katumbi, einem der reichsten Geschäftsmänner Katangas.

Wirtschaft, Staat und Sport in einer Hand: Das ist das Prinzip Katanga, und TP Mazembe ist sozusagen die Vorzeigefiliale des Hauses Katumbi. Der Gouverneur hat viel Geld in den Verein gesteckt, der damit - für Afrikas Fußball ungewöhnlich - eine mehr als nur lokal rekrutierte Mannschaft aufstellen kann.

Bei TP Mazembe spielen Fußballer aus Kamerun, Sambia, Simbabwe und der Zentralafrikanischen Republik. Wer gut ist, wird nicht sofort nach Europa verkauft. Der Trainer kommt aus Senegal, sein Vorgänger war Italiener. Erst im Juli weihte Moise Katumbi eine luxuriöse neue Vereinszentrale in Lubumbashi ein, wo auf dem Schild zwischen den Wörtern des Schriftzugs "Tout Puissant Mazembe" ein Krokodil mit Fußball im Mund herumkriecht.

Natürlich hätte Kongos Präsident Joseph Kabila gerne, dass Mazembes Prestige auch auf ihn abfärbt. Weil Moise Katumbi sich immer besonders loyal geben muss, um nicht in den Ruch zu kommen, Katangas Sezession zu betreiben, lässt er zu, dass Kabilas Partei PPRD (Volkspartei für Wiederaufbau und Entwicklung) TP Mazembe als ihren Hausverein betrachtet.

Der eigentliche PPRD-Verein, Daring Club Motemba Pembe aus Kinshasa, schlittert von Krise zu Krise und hat schon mehrere Generäle an seiner Spitze verschlissen.

Besonders ärgerlich ist, dass der kongolesische Pokal dieses Jahr nicht an TP Mazembe ging. Gewonnen hat den Wettbewerb der Vita Club aus Kinshasa, der als eher oppositionsnah gilt. Vitas Präsident Eugène Diomi Ndongala, bei den letzten Wahlen ein Gegenkandidat Kabilas, hat jetzt in Vorbereitung der Wahlen 2011 das Oppositionsbündnis USA (Heilige Union für den Wechsel) gegründet. USA gegen Katanga, so lautet also Kongos kommende Konfrontation - im Fußball wenigstens. Der Gewinn des Afrika-Titels ist dagegen nur noch Formsache.

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