EINE RADIOPHONE SAISONBILANZ
: Man rauft sich den Kopf

über Sabine Töpperwiens Stilblüten am Dienstmikro

OLIVER DOMZALSKI

Fußballhören im Radio könnte ja so schön sein – wenn nur sie nicht wäre: Sabine Töpperwien, die Sportchefin von WDR 2, die sich selbst gern an die Mikros in Gladbach, Leverkusen oder Schalke delegiert. Für ihr berufliches Schaffen hat sie sich den denkbar schwersten Gegner gewählt: die deutsche Sprache. So kommentiert sie jedes, wirklich jedes Tor mit dem kehlig-schrillen Schrei „Gibt’s ja gar nicht!“ – auch so überraschende Ereignisse wie einen zum 4:1 verwandelten Elfmeter der Schalker gegen Nürnberg.

Vor allem aber spielt sie mit großer Hingabe Redensarten-Töppern. Ihr Sprachzentrum gleicht frappierend dem vierten Rad am Heuwagen, der den verlorenen Heller sucht: „Den Kölnern rennt die Zeit unter den Nägeln davon.“

„Da ärgert er sich wie ein Schneekönig.“

„Er muss in Schutt und Asche laufen.“

„Gladbach wirft jetzt alles auf eine Karte!“

Ganz großartig war neulich ihr Versuch, bei der Beschreibung randalierender Hooligans auf die abgedroschene Formel „sogenannte Fans“ zu verzichten. Offenbar schoss ihr als Synonym für „Fan“ kurz der „Sympathisant“ durchs Hirn, aber das klang vielleicht irgendwie zu politisch. Deshalb griff sie zu folgender Lösung: „Sogenannte Sympathieträger haben den Kölner Mannschaftsbus attackiert.“

Super! Perfekt danebengehauen! Sympathieträger sind bekanntlich Leute, die (vielen) sympathisch sind – und nicht solche, denen etwas (wie zum Beispiel Borussia Mönchengladbach) sympathisch ist.

Ähnlich zielsicher waren auch ihre Sätze: „Wie Statisten ausgerechnet haben …“

Und: „Kahn ist derzeit in einer unbestechlichen Form.“

Spektakulär sind auch ihre Ausflüge in die Anatomie: „Er rauft sich den Kopf.“ Oder: „Lehmann hatte ein cleveres Auge.“

„Er sieht aus dem halben Rücken, dass Olic besser postiert ist.“

Meist ahnt man ja, was sie eigentlich sagen wollte. Heinrich von Kleists „allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ ist hier in ihrem schönsten Scheitern zu beobachten: „Das Tor war completto allein. Mutterseelenleer.“

„Die Gladbacher haben einen Abwehrbollriegel errichtet.“

Manchmal allerdings zerschellt jeder Deutungsversuch am gesprochenen beziehungsweise gekrähten Wort. Oder was soll das hier heißen? „Der VfB muss den Ball als Dreierkette herausbekommen.“

Und was soll gar dies hier heißen? „Louis van Gaal hat sich wieder abgesetzt, wieder ein bisschen abgeruhigt.“

Sabine – der Kampf geht weiter!