PRESS-SCHLAG
: Diskret Geld verklappen

HERTHA 8 Millionen Euro soll der Zweitligist erhalten. Von wem? Das soll vorerst ein Geheimnis bleiben. Warum nicht?

Ach gäbe es doch analog zu der Babyklappe an Krankenhäusern eine Geldklappe auf der Geschäftsstelle von Hertha BSC Berlin, die Anonymität garantiert. Vieles wäre so viel einfacher, wenn man an einer unbeleuchteten Stelle in der Hanns-Braun-Straße auf dem Olympiagelände seine Millionen loswerden könnte. Vorher noch der Schulterblick, ob man tatsächlich nicht beobachtet wird, dann schnell die abgezählten Scheine in die blau-weiße Schatzschatulle legen, um dann, ohne als Hertha-Spender stigmatisiert zu werden, in Frieden weiterleben zu können.

In Wirklichkeit aber ist alles viel schwieriger. Als die Vereinsführung des Zweitligisten vergangene Woche zwar bestätigte, dass man vor einem Vertragsabschluss stünde, der dem Klub 8 Millionen Euro einbrächte, aber nicht die Quelle dieses immensen Geldzuflusses nennen wollte, kam dieser unerbittliche Argwohn auf. Einige witterten undurchsichtige miese Geschäfte, sodass Präsident Werner Gegenbauer hinsichtlich des anonymen Gönnerkreises beschwichtigen musste: „Es handelt sich um deutsche Staatsbürger, die hier leben und hier steuerpflichtig sind.“

Vermutlich wird diese Bemerkung aber nicht als Persilschein akzeptiert werden. Zumal die Halbinformationen, die Hertha dann doch preisgab, die mysteriöse Zahlung noch mysteriöser erscheinen lässt. Das Geld würde zwar als Eigenkapital verbucht werden, sei aber keine Schenkung und müsse verzinst irgendwann zurückgezahlt werden. Diejenigen fühlen sich nun bestätigt, die Hertha schon immer als zwielichtig-verkrachte Existenz wahrgenommen haben. Dabei ist der Verein durch und durch seriös, steht er doch schon lange unter der Obhut des deutschen Staates. Der auch in der Zweiten Liga spendable Hauptsponsor, die Deutsche Bahn, ist ein bundeseigenes Unternehmen. Und weil man trotz dieser Zuwendungen das Olympiastadion nicht bezahlen kann, hat der Berliner Senat Hertha die Stadionmiete gestundet.

Bald, beim Lizenzierungsverfahren, muss Hertha eh mit den Namen rausrücken, die im Zusammenhang mit der Finanzspritze stehen. Und gewiss wird sich alles als harmlos herausstellen. Warum sollte sich jemand mit Geschäftssinn auf die darbende Hertha einlassen? Vielleicht hat der mehrfache Millionär Gegenbauer, unter dessen Führung Hertha in die Zweite Liga abstieg, diskret Ablass für seine Sünden zahlen wollen. Oder man fand das Geld in der Matratze des jüngst verstorbenen Ex-Präsidenten Wolfgang Holst, der dem Verein in den 70-er Jahren im Bundesligaskandal schadete. Warum nicht einfach Klappe auf, Klappe zu und Klappe halten? JOHANNES KOPP