Jeret Peterson ist tot: Speedys Ende

Der Freestyle-Silbermedaillengewinner Jeret Peterson hat nach harter Leidenszeit Selbstmord begangen. Seine Leiche wurde in einem Canyon entdeckt, an seinem Auto der Abschiedsbrief.

Kopfüber zur Silbermedaille: Jeret Peterson in Vancouver 2010. Bild: dapd

SALT LAKE CITY/BERLIN dpa/taz | Der amerikanische Ski-Sport trauert um den Olympia-Zweiten Jeret Peterson. Wie die Polizei Mittwochnacht mitteilte, hat sich der 29-jährige Freestyle-Skifahrer – Disziplin Aerials – das Leben genommen. Beamte hatten Petersons Leiche bereits am Montag im Lambs Canyon zwischen Salt Lake City und Park City entdeckt und in der Nähe seines Autos einen Abschiedsbrief gefunden.

Laut Polizei hatte Peterson den Notruf gewählt, bevor er sich erschoss. Drei Tage zuvor war er im US-Bundesstaat Idaho wegen Trunkenheit am Steuer in einem minder schweren Fall festgenommen und gegen Kaution freigelassen worden. Der vor allem unter seinem Spitznamen "Speedy" bekannte Peterson litt wohl unter Alkoholproblemen und Depressionen.

"Jeret war ein großartiger Champion"

"Die gesamte olympische Familie ist untröstlich", sagte der Geschäftsführer des Nationalen Olympischen Komitees (Usoc), Scott Blackmun. "Jeret war ein großartiger Champion", ergänzte Bill Marolt, der Geschäftsführer des US-Skiteams. Peterson galt in seiner Sportart als Erfinder des "Hurricane", eines Sprungs mit fünffacher Schraube und dreifachem Salto. Nach dem Weltcup-Gesamtsieg in der Aerials-Disziplin in der Saison 2004/05 feierte Peterson mit Olympia-Silber 2010 seinen größten Erfolg. "Dies ist meine Medaille für all das, was ich durchgemacht habe", hatte Peterson unter Tränen in Vancouver gesagt.

Nach diesem Erfolg hatte Peterson von einer "Erlösung" nach schwierigen Jahren gesprochen, in denen er angeblich schon zweimal versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Während der Winterspiele 2006 in Turin prügelte er sich in angetrunkenem Zustand und wurde von der US-Teamleitung nach Hause geschickt. Unter seinen Kollegen genoss er nichtsdestotrotz höchstes Ansehen. Mannschaftskollege und Silbermedaillen-Gewinner von 2002, Joe Pack, sagte einmal anerkennend: "Wie sich Speedy selbst motivieren kann, ist einzigartig. Er wird die Grenzen unseres Sports mit Sicherheit nach oben verrücken."

Der Erfolg überdeckte freilich die privaten Probleme des 1,75 Meter großen Ski-Stars aus Idaho. In seiner Kindheit wurde er sexuell missbraucht, seine fünf Jahre alte Schwester wurde von einem angetrunkenen Autofahrer tödlich verletzt. Kurz vor den Spielen 2006 in Turin hatte sich ein guter Freund vor seinen Augen das Leben genommen. 2008 war der Freestyleprofi pleite; Immobiliengeschäfte liefen schecht. Auch die halbe Million Dollar, die er einmal mit Freunden beim Blackjack in Las Vegas gewonnen hatte, war weg. "Seine persönlichen Probleme waren uns bekannt. Heute ist ein trauriger Tag", sagte Usoc-Geschäftsführer Blackmun.

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