Der stoische Torwart

Gehen wir mal davon aus, dass es zwei Arten gibt, mit dem speziellen Druck, der auf Torhütern lastet, umzugehen: Die extrovertierte Art von Sepp Maier, Harald „Toni“ Schumacher, Oliver Kahn, Jens Lehmann, Frank Rost und Tim Wiese: Späße, Schabernack, Sprüche, Rote Karten, eigene und gegnerische Spieler anmachen.

Und die stoische von Heiner Stuhlfauth, Günter Sawitzki, Andi Reinke, Andreas Köpke, Manuel Neuer, René Adler und Jaroslav Drobný: Schweigen, Bälle fangen, schweigen. Manchmal brüllen auch Stoiker, dann wissen Abwehrspieler, was los ist, dann schweigen sie wieder.

Drobný, 32, spielt seit Anfang April mit Bänderanriss im linken Daumen. Beim Heimspiel gegen Hannover 96 bekam er einen Schlag auf den Daumen. Er schaute auf seinen Handschuh, schüttelte ihn zwei Mal, legte ihn auf den Oberschenkel und vergaß die Sache.

Drobný redet nicht mit der Presse. Er redete nicht in der Saison, als er hinter Rost die Nummer zwei war. Redete nicht, als ihn Anfang der Saison alle mies machten, und nur ein paar sahen, dass hinter einer solchen Mannschaft, die so schlecht defensiv arbeitet, kein Keeper gut aussieht. Er redete nicht, als es besser lief. Das ist konsequent.

Er kann nicht gut Fußball spielen, seine Abschläge sind nicht besonders, er hat einige wichtige Bälle abgewehrt, auch per Fuß. Das Wichtigste: Er hat Ruhe bewahrt. Wenn der HSV drin bleibt, hat er das in dieser aufgeregten Stadt drei Stoikern zu verdanken: Heiko Westermann, Frank Arnesen und Drobný. Gegen Nürnberg musste Drobný mit Becken- und Hüftprellung raus. Wir wissen also: Das muss weh tun.

Sven Neuhaus, vor ein paar Tagen 34 geworden, ging ins Tor. Der HSV sucht einen Keeper, angeblich sind Drobnýs Knie hin. So merkt man das nicht. ROR