DIE EM VOM NORDEN AUS
: Frogs gegen Rosbifs

ist nicht der Onkel des Fußballers Wayne Rooney & dadurch 2006 berühmt geworden

MARTIN ROONEY

Am heutigen Montag ist es endlich so weit. Die Erzrivalen Frankreich und England treffen aufeinander, aber die Voraussetzungen für die beiden Mannschaften könnten nicht unterschiedlicher sein.

Michel Platini, der französische Präsident der Uefa, hat kürzlich gesagt, die Équipe Tricolore habe mit den Stürmern Karim Benzema und Frank Ribéry lediglich zwei Weltklassespieler, der Rest sei „so lala“. Dem widerspricht meine gute Freundin Sylvie, eine in Hamburg-Langenhorn wohnende Fußballexpertin, die aus demselben Dorf in Nordfrankreich stammt wie Ribéry, entschieden: „Auch der Rest ist oh, là, là!“, wendet sie temperamentvoll ein und erläutert: „Die Franzosen sind auf jeder Position sehr gut besetzt und haben aus diesem Grund keines ihrer vergangenen 21 Länderspiele verloren. Sie haben die Probleme zwischen Mannschaft und Trainer Raymond Domenech überwunden. Laurent Blanc, sein Nachfolger, hat erstklassige Arbeit geleistet, integriert, versöhnt und ein homogenes Team geprägt, das sogar die Marseillaise – wenn nicht singen – zumindest doch halbwegs überzeugend brummen kann.“ So das Urteil der passionierten Anhängerin vom Olympique Marseille.

Hingegen ist die Situation bei den no-hopers aus England ganz anders, die beim 1:2 in der letzten Begegnung mit Frankreich 2010 in Wembley regelrecht vorgeführt wurden: Erst seit 40 Tagen ist der 64-jährige Roy Hodgson, der schon in acht verschiedenen Ländern als Trainer gearbeitet hat, als Nachfolger von Fabio Capello im Amt. Als perfekter Gentleman (Lieblingsschriftsteller: Kundera, Roth, Bellow und Zweig) versucht er stets, auf dem Trainingsplatz all die Probleme des englischen Fußballs wegzulächeln, indem er die erträgliche Leichtigkeit des Scheins personifiziert. Nach der EM-Abstinenz der Three Lions 2008 und dem peinlichen Auftritt der Drei Dödels 2010 in Südafrika sind die Engländer, die viele verletzungsbedingte Ausfälle wie Lampard, Cahill und Barry verkraften müssen, krasse Außenseiter.

„Wir erwarten wirklich Großes von uns selbst“, verkündet der für die ersten beiden Gruppenspiele gesperrte Wayne Rooney, der schon immer ein wenig zum Größenwahn neigte: „Warum sollten wir es nicht gewinnen?“, befindet der Torjäger. „Wir haben selbstverständlich die Spieler und die Qualität dazu.“

Erst wenn man an allem zweifelt, hat man Grund zur Hoffnung, pflegte Ernst Bloch zu sagen. Also: Schaun mer mal.