Wenn alles passt

WERDER BREMEN Ungewohnt harmonisch geht es vor Saisonbeginn zu. Die Fans verzeihen sogar den Weggang diverser Stars – weil der Ersatz viel verspricht

Nach dem Werder-untypischen Hauskrach in der letzten Sommerpause, als sich Aufsichtsratschef Willi Lemke und Vorstandvorsitzender Klaus Allofs über den richtigen Kurs zofften, ist die diesjährige Saisonvorbereitung von großer Harmonie gezeichnet. Dabei wurde der seit längerem anvisierte große Umbruch erst jetzt vollzogen: Um ohne die Einnahmen aus einem internationalen Wettbewerb Spielraum für frische Kräfte zu schaffen, sind Spitzenverdiener wie Naldo, Marko Marin, Claudio Pizarro und Tim Wiese von der Gehaltsliste verschwunden.

Gute Neuzugänge

Der Anhang hat diese Abgänge ohne großes Murren hingenommen – hauptsächlich wohl, weil die Neueinkäufe nicht nach Notlösungen aussehen, sondern nach Konzept. Mit dem Rechtsverteidiger Theodor Gebre Selassie sowie den offensiven Mittelfeldspielern Eljero Elia und Kevin de Bruyne wird das in den vergangenen Jahren lahmende Flügelspiel wieder forciert. Und in der Mitte wartet mit Nils Petersen ein vielversprechender Stoßstürmer auf deren Flanken.

Beim Liga Total Cup am Wochenende in Hamburg waren schon wieder Ansätze des schnellen Kombinationsspiels zu sehen, das Werder lange ausgezeichnet hat. Dabei organisiert Trainer Thomas Schaaf sein System mit zwei Flügeln und einer Spitze variabel als 4-2-3-1, 4-1-4-1 oder 4-3-3. Im Zentrum fiel in den Testspielen hauptsächlich Zlatko Junuzovic auf.

Auch die Abwehr könnte gefestigt aus dem Umbruch hervorgehen. Naldo wird durch den starken Ex-Düsseldorfer Assani Lukimya ersetzt, der sich mit Sebastian Prödl einen Konkurrenzkampf um den Platz neben dem gesetzten Innenverteidiger Sokratis liefert. Durch die Verpflichtung von Gebre Selassie ist Kapitän Clemens Fritz frei für die Position im defensiven Mittelfeld, wo er den größten Einfluss nehmen kann. Und dass Sebastian Mielitz Tim Wiese gleichwertig ersetzen kann, bezweifelt in Bremen kaum jemand.

Wermutstropfen der neuen Konstellation sind lediglich die Leihverträge von Petersen und de Bruyne, für die keine Kaufoption ausgehandelt werden konnte. Nur so konnte man diese Hochkaräter zumindest für ein Jahr an die Weser holen. In der Hoffnung, mit ihnen wieder ins internationale Geschäft zu kommen – und dann doch kaufen zu können. Wenn alles passt, ist ein Tabellenplatz zwischen vier und Sieben möglich.  RALF LORENZEN