Krieg gegen Zombies

BEDROHUNG Der Politikwissenschaftler Daniel W. Drezner stellt sich auf den Angriff von Zombies ein

Theorien über internationale Politik sind für viele Krisensituationen gerüstet. Eine Zombie-Invasion gehört jedoch nicht dazu. Haiti ist das einzige Land der Welt, das einen Notfallplan in der Schublade hat – in Filmen und Büchern über Zombies brechen nach ihrem Auftauchen Anarchie und dann die totale Apokalypse aus. Das ist dem US-Politologen Dan W. Drezner zu einfach – in „Theories of International Politics and Zombies“ dekliniert er durch, welche Antworten die Politikwissenschaft für dieses Horrorszenario bereithält.

Drezner steht einfach auf Popkultur. Dass er Politikprofessor an der Tufts University ist und für das konservative Wissenschaftsmagazin Foreign Policy schreibt, hält ihn nicht davon ab, darüber zu bloggen, was die Oscar-Verleihung über Weltpolitik aussagt.

Um zu belegen, wie die Untoten ticken, zitiert er Zombie-Filme, um ihr Gruppenverhalten, ihre Lernfähigkeit und strategische Flexibilität zu ergründen. Und zieht Bücher wie Max Brooks’ Roman „World War Z“ oder Michael Jacksons „Thriller“-Musikvideo heran. Dem stellt er politiktheoretische Klassiker von Kenneth Waltz bis Robert Keohane gegenüber. Mit interessanten Ergebnissen: Realisten werden sich von so ein paar Zombies kaum aus der Bahn werfen lassen, Liberale werden sofort anfangen, Gegenmaßnahmen in einer Weltzombieorganisation zu bündeln, Neocons werden zur Verteidigung der freiheitlichen Demokratie zum militärischen Gegenschlag blasen und Konstruktivisten für die gesellschaftliche Resozialisierung von Zombies plädieren.

Drezners Buch ist beides. Eine leichtfüßige Einführung in politische Denkschulen, also ein pädagogisch-geschicktes Werk für Theoriescheue. Und ein ironisches Buch, das die hüftsteife Wissenschaft auf die Schippe nimmt und lustvoll Phrasen wie „Natürlich wären weitere wissenschaftliche Untersuchungen nötig“ drischt. MEIKE LAAFF

Daniel W. Drezner: „Theories of International Politics and Zombies“. Princeton University Press 2011, 136 Seiten, 14,95 Dollar