Für Großdeutschland saufen

betr.: „Juso-Chefin verlässt Rote Hilfe“, taz vom 3. 12. 07

So, so, da müssen also die konservative und rechtsextreme Presse in bemerkenswerter Einigkeit nur laut genug hetzen, und schon tritt die Juso-Vorsitzende aus der Roten Hilfe aus. Wie man mit so wenig Rückgrat und Feigheit vor dem politischen Gegner Vorsitzende wird, ist mir ein Rätsel. Wie soll sie da für eigene politische Positionen kämpfen? Und wieso lässt sich die SPD nun von der Union vorschreiben, wer bei ihr Ämter bekleiden darf und wo ihre Mitglieder sonst noch aktiv sein dürfen? Warum sollte man solche farblosen Opportunisten schließlich wählen? Von Jusos und SPD hätte es mehr Unterstützung und Rückendeckung geben müssen!

Aber fragen wir uns doch zum Vergleich einmal, wie viele Mitglieder von CDU und CSU – auch von denen, die jetzt so empört waren – in rechtsradikalen Karrieresekten (genannt Studentenverbindungen) Mitglied sind, dort für Großdeutschland zusammen saufen und soffen, die drei Strophen des Deutschlandliedes singen und Führers Geburtstag begehen. In der SPD sind solche Mitglieder zu Recht nicht willkommen, in der CDU können sie Minister werden. Wenn sie jetzt gegen eine Organisation hetzt, die Rechtshilfe vor deutschen Gericht gewährt, ist das politisch und moralisch schäbig und zeigt das antidemokratische Verständnis in der CDU, die eine demokratisch gewählte und vor allem ehrliche (!) Vorsitzende im politischen Alltag nicht zulassen will.

Gefördert wird durch solche politischen „Vorbilder“ allerdings das Verhalten, sich aus Angst vor Repression nicht öffentlich zu Gruppen und Ideologien zu bekennen. Jeder, der in einem sicherheitsrelevanten Bereich in Deutschland arbeitet, weiß, dass eine falsche Sympathiebekundung linker Positionen bereits die Stelle und die Existenz kosten kann. WOLFRAM WARNECKE, Friedrichshafen