IN DEUTSCHLAND WIRD VIEL ZU VIEL GESPEICHERT
: Weniger Daten, mehr Sicherheit

Ein Skandal um den Missbrauch sensibler Kundeninformationen jagt den nächsten. Hier Hunderttausende Kontoinformationen, mit denen sich Kriminelle beliebig am Spargroschen bedienen können, dort Adressdatenbanken, die für Werbemüll oder unbestellte Warenanlieferungen sorgen. Und obendrein spitzeln einige der bekanntesten deutschen Konzerne ihren Kunden hinterher, um interne Sicherheitslücken zu stopfen.

Das Problem dabei wird vielen jetzt erst richtig klar: Der Datenschutz läuft nach wie vor unter „ferner liefen“. Da helfen auch bürokratische Hürden wie die Zwangsberufung von Datenschutzbeauftragten wenig, sie dienen oft genug nur als Deckmäntelchen. Das Strafmaß für den Verkauf sensibler Kundendaten ist in Deutschland viel zu niedrig, als dass die Verlockung bei Insidern nicht gegeben wäre. Selbst auf oberer Managementebene glauben nicht wenige Unternehmen offensichtlich, sie könnten mit den Kundendaten umgehen, wie es ihnen beliebt, beziehungsweise: wie es ihnen nutzt.

Die Lösung wäre, Daten einfach weniger intensiv zu speichern. Technisch ist das nicht besonders schwer umzusetzen, im Gegenteil, die Infrastruktur würde deutlich entlastet. Warum nicht die Verbindungsdaten eines Telefongesprächs einfach wegwerfen, wenn es geführt wurde? Im Streitfall um die Tarifierung würde die Vorwahl reichen. Warum Kundendaten eines Käufers über Jahre inklusive sensibler Kontodaten vorhalten, wenn der Kunde längst nicht mehr kauft? Will er zurückkehren, kann er sie problemlos neu eingeben.

Technik und die Politik gehen gegenwärtig aber in eine ganz andere Richtung. Innenpolitische Hardliner können nicht genug an Daten bekommen, denn diese lassen sich ja potenziell zur Strafverfolgung nutzen. Der Bürger kann sich auf zweierlei Arten wehren: Indem er der Politik Druck macht, dass die Schnüffelei klare Grenzen haben muss, und indem er der Wirtschaft auch mit dem Geldbeutel vermittelt, dass sensible Kundendaten kein Stückgut sind, das beliebig zur Profitmaximierung verwendet werden kann. BEN SCHWAN