Kommentar Kuba-Wahl: Gefühlter Wandel

Der Wandel, mit dem so viele Kubaner rechnen, kommt in kleinen Schritten. Kleine Gesten zeigen, dass sich das Klima in Kuba geändert hat.

Kuba hat gewählt, und alles war wie immer. In langen Schlangen standen die Wähler vor den Wahllokalen, wo sie von Schulkindern zu den Wahlkabinen und anschließend zu den Urnen geleitet wurden. Ein Stück perfekt inszenierte Normalität mit hoher Wahlbeteiligung und einheitlicher Stimmabgabe - dabei fühlt man sich in Kuba bereits im Wandel. Denn es ist klar, dass mit dem Urnengang ein Einschnitt in der kubanischen Geschichte verbunden ist. Längst gilt es als ausgemachte Sache, dass Fidel Castro am kommenden 24. Februar, der ersten Parlamentssitzung, nicht mehr zur Verfügung stehen wird für das höchste Amt im Staat.

Ein repräsentatives Ehrenamt für den Máximo Líder ist sicherlich noch vorgesehen, denn das Drehbuch sieht weiterhin einen Rückzug in Raten vor. Kontinuität statt Brüche heißt die Parole, und für Kontinuität steht Fidels Bruder Raúl. Seit Jahren, konkret seit dem letzten Parteikongress 1997, ist er der designierte Nachfolger des Comandante en Jefe und steht seit nunmehr 18 Monaten der Revolution als Interimsstaatschef vor.

Nun wird der 76-Jährige also aufrücken. Anders als der große Bruder stand er nie allzu gern im Rampenlicht, sondern zog die Fäden lieber im Hintergrund. Ihm wird zugetraut, dass er die wirtschaftlichen Probleme Kubas eher in den Griff kriegen wird; politisch aber sind von ihm keine Reformen zu erwarten. Der Wandel, mit dem so viele Kubaner rechnen, kommt also in kleinen Schritten.

Filme, in denen aus Kuba abgewanderte Sportler zu Wort kommen, annoncieren ihn genauso wie Bücher über die Herausforderungen einer kubanischen Transition. Und das Wort des Máximo Líder gilt längst nicht mehr überall als endgültig. Ebenso wenig wie seine Entscheidungen als unumstößlich gehandelt werden. So fragte der dreifache Box-Olympiasieger Tefilo Stevenson kürzlich, ob man nicht Guillermo Rigondeaux, der im letzten Juli von der kubanischen Boxstaffel desertierte und später reumütig zurückkehrte, wieder in den Sportbetrieb aufnehmen könne. Kleine Gesten, die vorerst wenig bedeuten, aber zeigen, dass sich das Klima in Kuba geändert hat.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.