Kommentar Straßennetz: Schluss mit neuen Autobahnen

Rationale Argumente haben in der Verkehrspolitik leider noch nie eine Rolle gespielt. Die klammen Kassen könnten jetzt den wahnhaften Straßenbau ausbremsen.

Die Bevölkerung schrumpft und Deutschland hat eines der dichtesten Straßennetze überhaupt. Trotzdem werden in diesem Jahr noch einmal 5,3 Milliarden Euro für neue Asphaltpisten ausgegeben. Was heute neu ist, muss in 20 Jahren gründlich saniert werden - schon jetzt reicht das Geld dafür bei weitem nicht aus, wie unzählige Schlaglöcher belegen. Doch ab nächstem Jahr dürfte die prekäre Kassenlage dafür sorgen, dass endlich Schluss ist mit neuen Autobahnen.

Schon jetzt ist natürlich absehbar, dass viele zeter und mordio schreien werden - von der Bau- bis zur Transportindustrie, von der FDP bis zur SPD. Möglicherweise hat Minister Peter Ramsauer genau das einkalkuliert und hofft, doch noch mehr Geld für Verkehrswege abzugreifen. Denn mit seinen zahlreichen sozialdemokratischen Vorgängern teilt er die Überzeugung, dass der "Verkehrsbedarf" geradezu naturgesetzlich wächst und das Wohl der Wirtschaft davon abhängt, dass immer mehr transportiert werden kann.

So soll die Brummiflotte im Jahr 2025 doppelt so viele Kilometer in Deutschland herunterreißen wie heute - all das basiert auf Gutachten wie dem von Intraplan Consult, das mit hanebüchenen Annahmen wie einem Ölpreis von maximal 60 Dollar pro Barrel in zwanzig Jahren kalkuliert.

Annette Jensen ist freie Autorin und schreibt für die taz.

Rationale Argumente haben in der Verkehrspolitik leider noch nie eine Rolle gespielt. Stattdessen ging es stets um den Bau von teuren Prestigeprojekten und die isolierte Betrachtung einzelner Verkehrswege. Doch verbessert es die Lebensqualität wirklich, wenn Butter tausende von Kilometern zurücklegt, obwohl es sie genauso gut in der nahen Umgebung gibt?

Die klammen Kassen könnten jetzt dazu führen, dass der Wahn, das Straßennetz immer weiter vergrößern zu wollen, nolens volens gebremst wird.

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