Kommentar Situation im Jemen: Saleh wie Idi Amin

Der Jemen steht am Rande eines Bürgerkriegs, die Bedingungen dafür sind geradezu "ideal". Von außen gibt es leider nur wenig Möglichkeiten, Druck auszuüben.

Im Jemen spricht derzeit vieles dafür, einfach abzuwarten, dass Salehs Macht weiter bröckelt. Denn am Montag sind weitere wichtige Verbündete ins Lager der Opposition gewechselt: Zwei Armeegenerale im Süden und zum ersten Mal - zusammen mit seiner Brigade - ein General der Republikanischen Garde, Salehs Elitetruppe, die von einem seiner Söhne geführt wird. Dies zeigt, dass irgendwann auch Saleh einknicken könnte.

Alle Akteure sind sich bewusst, dass sie am Rande eines Bürgerkriegs stehen. Je nach Zählweise wäre es schon der Vierte oder Fünfte im Jemen. Fast jeder ist in diesem Land bewaffnet, und die Gesellschaft ist in viele Clans zersplittert. Das sind "ideale" Voraussetzungen.

Salehs Gegner waren deshalb bisher erstaunlich geduldig. Die Demonstranten gehen weiter friedlich auf die Straße, und die zehn Al-Ahmar-Brüder, die den größten Clan im Jemen repräsentieren und sich vergangene Woche noch Scharmützel mit Salehs Truppen in Sanaa lieferten, haben einem Waffenstillstand zugestimmt. Sie alle wissen, dass ein weiterer blutiger Konflikt Saleh nur helfen würde, länger an der Macht zu kleben.

PETER BÖHM ist freier Autor der taz.

Es ist gefährlich, mit einem Bürgerkrieg zu spielen. Deshalb also doch lieber handeln? Leider gibt es nicht viele Möglichkeiten, von außen Druck auf Saleh aufzubauen. Die USA haben ihm gesagt, dass er gehen muss, ebenso Ägyptens Generale. Nun hat sich auch Saudi-Arabien durchgerungen und zusammen mit den anderen fünf Golfmonarchien ein Abkommen ausgearbeitet, das Saleh Immunität zusichert, wenn er abtritt. Eine schwere Entscheidung: Erst am Montag haben Salehs Truppen ein Massaker in der Stadt Taiz verübt.

Trotzdem muss Saudi-Arabien ihm sogar noch mehr bieten. Es muss Saleh von einem Handel überzeugen wie damals dem mit Idi Amin, dem ugandischen Diktator: Wenn er sich zurückzieht, darf er in Ruhe seinen Lebensabend in Saudi-Arabien verbringen. Nur so kann er dazu gebracht werden, nicht weiter mit dem Bürgerkrieg zu spielen.

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