Leservorwurf

Titelblatt der Satire geopfert

Liebe Redaktion,

neben der letzten Seite der taz (die ich oft gut finde) haben Sie in der Ausgabe vom 22. September auch das Titelblatt („Yoda-Rede“) der Satire „geopfert“. Damit vergeben Sie sich die Chance, sich seriös zu positionieren, und verlieren einen Teil ihrer Reputation.

Man kann ein Thema ironisch behandeln (das haben Sie oft gut gemacht), aber nicht in dieser platten Art und Weise wie heute. Wenn ich eine Satirezeitung will, kaufe ich mir ein Orginal und kein Abo der taz.

Viele Grüße, OTTMAR KOCH

taz-Antwort
taz ist kein Satireblatt – aber Satire muss manchmal sein

Lieber Ottmar Koch,

Keuschheitsgelübde für Priester, Verhütungs- und Abtreibungsverbot, ein mehr als seltsames Verhältnis zur weiblichen Hälfte der Gläubigen: wenn man dem Vatikan eins vorwerfen kann, dann ist das seine Weltfremdheit. Der zweite Grund für den Donnerstag-Titel war, dass die Redaktion es für problematisch erachtet, wenn ein religiöser Vertreter in der Volksvertretung eines säkularen Staates wie der Bundesrepublik spricht. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Titelgeschichte zwar dem Papstbesuch zu widmen, den Inhalt aber doch ein wenig anders zu gestalten als bei einem Nachrichtentext. Ihre Bedenken, dass die taz damit einen Teil ihrer Reputation verliert, nehmen wir ernst. Doch bitte ich Sie zu bedenken, dass in der taz eine Vielzahl an ernsthaften Texten über den Papstbesuch erschienen ist. Schon gar nicht war es unsere Absicht, religiöse Gefühle zu verletzen. Ob die Satire nun gelungen oder zu platt ist, ist eine Geschmacksfrage. Und darüber sind auch wir uns überhaupt nicht einig. Mit den besten Grüßen

Klaus Hillenbrand,

Chef vom Dienst