Kommentar Familienpolitik: Neue Väter per Gesetz

Auch Männer wollen Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren. Wenn ihnen dabei nicht vom Gesetzgeber geholfen wird, bleibt nur der konservative Familienentwurf.

Ist das nicht schön? Jeder vierte Vater nimmt inzwischen Elternzeit. Vor ein paar Jahren tat das fast keiner. Die meisten der heutigen jungen Väter kehren dem Job zwar nur für zwei Monate den Rücken - aber immerhin, findet Familienministerin Kristina Schröder.

Elterngeld und Vätermonate sind wichtig, sie haben einen familienpolitischen Paradigmenwechsel eingeleitet. Um diesen aber tatsächlich zu vollziehen, muss man auch dort ran, wo es für die meisten Eltern nach der Babypause weitergeht: im Job. Wir dürfen nicht müde werden, die Forderungen zu wiederholen: mehr 30-Stunden-Stellen für Frauen und Männer, Teilzeit für Führungskräfte, viel mehr Frauen in Spitzenämter, weg mit der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, Aufwertung der klassischen Frauenberufe.

Aber für diese Forderungen gibt es bislang keine gesetzlichen Vorgaben, sondern nur Selbstverpflichtungen und Appelle an die Unternehmen. Und die bringen es nicht. Wie denn auch, wenn an der Spitze der meisten Firmen noch immer alte Männer sitzen, die ihre Kinder häufig nur von Fotos kennen? Wie sollen die "Chefs der alten Schule" nachempfinden können, dass die "neuen Väter" nicht nur für ein paar Wochen Windeln wechseln wollen, sondern später den Sohn bei der Theaterpremiere sehen und mit der Tochter Fußball spielen möchten? Nicht nur Frauen wollen Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren, auch Männer wollen das.

Wenn ihnen dabei nicht vom Gesetzgeber geholfen wird, wird es zwar weiter mehr Männer geben, die zwei Monate mit ihren kleinen Kindern verbringen. Aber selbst moderne Paare machen - das zeigen zahlreiche Studien - mit der Geburt des ersten Kindes einen Schritt zurück, hin zu einem konservativen Familienentwurf. Spätestens mit dem zweiten Kind hockt das Paar dann voll drin. Werden diese Väter später, als Chefs, es anders machen? Man hofft es. Aber man muss es sicherstellen.

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Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

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