Kommentar Anschläge in Nigeria: Frontstaat Nigeria

Daran muss die gesamte Welt interessiert sein: dass der Übergang zu mehr Demokratie im bevölkerungsreichsten Land Afrikas gelingt und Nigeria nicht in Gewalt untergeht.

Die radikalen Islamisten in Nigeria wissen, wie man auf sich aufmerksam macht. Die Serie blutiger Anschläge auf christliche Kirchen zur Weihnachten macht auf dramatische Weise deutlich, wie hilflos Nigeria der Ausbreitung des islamistischen Terrors gegenübersteht.

Längst befinden sich Teile des Landes faktisch im Bürgerkriegszustand. Aber von den mehreren hundert Anschlägen, die Boko Haram bereits in Nigeria verübt hat, werden die allermeisten jenseits der Landesgrenzen nicht wahrgenommen.

Hoffentlich ebbt das internationale Entsetzen darüber jetzt nicht wieder ab. Islamistischer Terror ist seinem Wesen nach keine innenpolitische Angelegenheit des jeweils betroffenen Landes. Die Frontlinie zwischen gewaltbereiten Christen und Muslimen verläuft quer durch Afrika - und quer durch Nigeria.

Seit dem Sturz des Gaddafi-Regimes in Libyen und der Öffnung der libyschen Waffenarsenale hat der radikale Islamismus in der Sahara-Sahel-Region neuen Auftrieb erhalten. Und insgesamt haben die politischen Umstürze in Nordafrika dieses Jahr eine Schockwelle in Gang gesetzt, deren Auswirkungen südlich der Sahara sich jetzt erst auf unterschiedliche, unvorhersehbare Weise bemerkbar machen.

Nigeria hat vor zwölf Jahren aus eigener Kraft eine der brutalsten Militärdiktaturen der Welt abgeschüttelt und begonnen, sich von Jahrzehnten einer Diebesherrschaft zu erholen. Den unfassbaren Ölreichtum des Landes endlich für die 160 Millionen Einwohner Nigerias nutzbar zu machen und damit verkrustete Machtstrukturen aufzubrechen, das bedeutet eine Kampfansage an etablierte Interessen, die sich auf ihre Weise rächen.

Dass der Übergang zu mehr Demokratie und einer gerechteren Wirtschaftsordnung im bevölkerungsreichsten Land Afrikas gelingt und nicht in Gewalt untergeht - daran muss die gesamte Welt interessiert sein.

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