MANUEL BERKEL ÜBER DIE KÜRZUNG DER SOLARFÖRDERUNG
: Davon geht die Sonne nicht unter

Die Solarförderung soll gekappt werden und schon gibt es den rituellen Aufschrei der Fotovoltaiklobby: Die Energiewende sei in Gefahr, tausende Arbeitsplätze seien bedroht.

Die Warnrufe kommen einem bekannt vor. Schon vor der letzten Kürzungsrunde 2010 sagte die Solarwirtschaft ein Firmensterben voraus. Doch die Installateure setzen nun einfach billige Module aus China auf deutsche Dächer – und es sind eben solche Handwerksbetriebe, wo die Branche die meisten Arbeitsplätze schafft. Die eine oder andere Sparmöglichkeit werden die Projektierer auch noch auftun, um die Fördereinbußen aufzufangen. Es geht schließlich nicht nur um die Module selbst. Handwerker schnalzen anerkennend mit der Zunge, wenn sie die teuren Edelstahlgestelle für große Solarparks sehen: „Vom Feinsten!“ Die Stromkunden zahlen es ja. Um die Stromrechnung nicht zu stark steigen zu lassen, will die Regierung den Zubau an neuen Solaranlagen drastisch senken. Gut so! Die Energiewende wird teuer genug, da muss es jemanden geben, der die Belastung für die Stromkunden im Blick hat. Die Solarwirtschaft beteuert zwar, neue Anlagen seien nur noch für einen Bruchteil der Preissteigerungen verantwortlich. Das erinnert an die Argumente von Autoherstellern oder Fluglinien, sie seien neben Kraftwerken oder Landwirtschaft „nur“ für ein paar Prozent des Treibhausgasausstoßes verantwortlich.

Auch die Energiewende ist nicht in Gefahr. In Deutschland steht bereits ein Viertel aller Solaranlagen, die für eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien nötig sind. Diese Rundum-öko-Welt erwarten Experten erst für 2050. Es bleiben also noch vierzig Jahre, um die restlichen Solarmodule aufzustellen – mehr als genug Zeit.

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