Kommentar US-Strafzölle auf Solarimporte: Krieg um Sonnenschein

Die US-Strafzölle auf chinesische Solarprodukte sind unsinnig. Denn der Preisvorteil Chinas resultiert nicht aus Subventionen, sondern aus dem niedrigen Lohnniveau.

Überproduktion, Billigimporte, Dumpingpreise – weltweit geht es der Solarbranche wegen der deutlich günstigeren Konkurrenz aus China schlecht. Und angesichts des Firmensterbens der bis vor kurzem vielversprechenden Zukunftsbranche hat das Handelsministerium der USA nun auf das Jammern seiner Solarbranche reagiert: Bis zu 250 Prozent Strafzölle will es auf Solarprodukte aus der Volksrepublik erheben.

Bis heute ist es dem US-Handelsministerium nicht gelungen, China Preisdumping nachzuweisen. Zumindest findet sich nicht ein Beleg dafür, dass Chinas Führung ihre heimischen Solarfirmen so sehr päppelt, dass sie ihre Produkte auf dem Weltmarkt unter den Herstellungskosten anbieten können. Dass Peking die Forschung bezuschusst, bestreitet es gar nicht. Das tun andere Länder aber auch.

Stellt sich die Frage, warum chinesische Solarmodule günstiger sind als amerikanische oder europäische. Die Antwort ist die gleiche, wie sie für so ziemlich alle Branchen gilt, die in den vergangenen Jahrzehnten nach China abgewandert sind: wegen der niedrigen Löhne. Was bei der Solarindustrie allerdings neu ist: Es sind keine ausländischen Unternehmen, die diesen Kostenvorteil zu nutzen wissen, sondern chinesische.

Dass die Löhne in China derzeit noch sehr viel niedriger liegen, kann man den chinesischen Solarfirmen auch nicht wirklich vorwerfen. Das ist Chinas allgemeinem Lohnniveau geschuldet, das sich in einem sich noch entwickelnden Land aber nicht mal eben so auf westliche Standards anheben lässt, ohne das allgemeine Preisgefüge durcheinanderzubringen.

Die meisten chinesischen Solarfirmen bezahlen für chinesische Verhältnisse bereits überdurchschnittlich hoch. Strafzölle verstärken nur den Druck auf die Arbeitslöhne. Das schadet dann wirklich allen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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