Kommentar Startbahn München: Koa dritte, koa Wohlstand?

Die Entscheidung gegen den Ausbau ist nicht das Ende für Münchens Wohlstand. Die Münchner wären gut beraten, diese Mär nicht zu glauben.

Am Sonntag stimmen die MünchnerInnen darüber ab, ob an ihrem Flughafen im Erdinger Moos eine dritte Start-und-Lande-Bahn gebaut werden soll. Eine Grundsatzentscheidung, bei der letztlich darüber entschieden wird, wie die Region in Zukunft wirtschaften soll.

Mehr Flugverkehr bringe mehr Arbeitsplätze, sagen die Befürworter. Das wünscht sich vor allem die Lufthansa, der größte Arbeitgeber am Standort. München ist derzeit der einzige Flughafen Deutschlands, bei dem der Bau einer zusätzlichen Bahn – ein Wachstumsgarant für das Unternehmen – realisierbar erscheint. In Frankfurt wurde erst im letzten Jahr eine neuen Bahn fertiggestellt, und in Berlin scheitert man bereits daran, einen Flughafen auch nur zu eröffnen. Eine zusätzliche Bahn bringe aber auch eine stärkere Belastung von Umwelt und Klima und mehr Lärm und Dreck für die Anwohner, sagen die Gegner.

Worum es eigentlich geht, ist die Frage, ob der bedingungslose Glaube an ein unbegrenztes Wachstum nötig und sinnvoll ist. Im Fall der prosperierenden Stadt München und des wohlgenährten Speckgürtels außen herum, lautet die Antwort nein. München wird es auch ohne eine dritte Start-und-Lande-Bahn weiterhin besser gehen als vielen anderen Regionen Deutschlands.

ist Bayern-Korrespondentin der taz.

Die Stadt ist bei Unternehmen nicht deshalb beliebt, weil es hier ein Flughafendrehkreuz gibt, sondern weil sich hier schon seit Langem Know-how und finanzkräftige internationale Unternehmen ansiedeln, die gut ausgebildete Fachkräfte anlocken. Ein Kreislauf, der nicht plötzlich zusammenbricht, wenn es bei zwei Bahnen bleibt. Die Behauptung, dass eine Entscheidung gegen den Ausbau das Ende für Münchens Wohlstand bedeuten würde, ist reine Stimmungsmache. Die MünchnerInnen wären gut beraten, diese Mär nicht zu glauben.

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Geboren 1977 in München, war von 2011 bis 2019 zunächst als Bayernkorrespondentin, dann als Redakteurin und später als Ressortleitung im Ressort taz2 (Gesellschaft und Medien), sowie als Content SEO bei der taz. Jetzt ist sie wieder als freie Autorin unterwegs.

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