Kommentar Türkei und Syrien: Rückhalt für die Offensive

Es geht nicht nur um ein Flugzeug: Für die Türkei wäre eine neue, ihr verpflichtete syrische Regierung der nächste Schritt zur wichtigsten Regionalmacht der Region.

Seit Freitagabend geht in der Türkei die Angst um, dass das Land in einen Krieg mit Syrien verwickelt werden könnte. Zwar hat die türkische Regierung auf den Abschuss ihres Militärjets zunächst mit Zurückhaltung reagiert, allerdings könnte das auch daran gelegen haben, dass man zunächst nicht wusste, wie man der Öffentlichkeit erklären soll, dass der Jet sich in syrischem Luftraum befand.

Mit der jetzt gefundenen Erklärung soll Syrien weiter in die Ecke gestellt werden. Die syrische Version, der Abschuss sei ein Versehen gewesen, wird nicht akzeptiert. Geht es nach Ankara, soll die Nato in den kommenden Tagen ihren Beistand nach Artikel 4 des Bündnisvertrags erklären. Dann hätte Erdogan den Rückhalt, den er braucht, um gegen Syrien offensiver vorgehen zu können.

Man kann davon ausgehen, dass der Versuch, die Nato zu mobilisieren, mit amerikanischer Unterstützung geschieht. Längst ist der Bürgerkrieg in Syrien zu einem wichtigen Stein auf dem geopolitischen Schachbrett geworden. Für die US-Administration ist Assad eine der Säulen, die das Mullah-Regime in Teheran trägt. Fällt Assad, wackelt das Regime im Iran.

Daran haben nicht nur Israel, sondern auch Saudi-Arabien und die anderen mit dem Westen verbündeten Golfstaaten ein Interesse. Für die Türkei wäre eine neue, ihr verpflichtete syrische Regierung der endgültige Schritt zur wichtigsten Regionalmacht der Region.

Der Poker um Syrien ist in vollem Gange. Offensichtlich spielt keine Seite mit offenen Karten. Im Rückblick könnte es sein, dass der Abschuss von Freitag zum Auslöser für eine westliche Militärintervention gegen Syrien wird. Wenn die Nato am Dienstag getagt hat, wird man mit Spannung nach Russland schauen müssen, dem letzten Schutzschirm für Assad.

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